Kapitel 17: Schatten
Ein wirbelndes Raumportal schimmerte vor Noah, seine Farben wechselten in einem endlosen Spektrum—wunderschön und doch unheilvoll.
Anders als normale Dungeon-Portale, die mehrmals bezwungen werden konnten, war dieses anders. Ein Einmal-Dungeon. Einmal erobert, würde es für immer verschwinden. Es ist gefährlicher, aber auch lohnender.
Es wurde als C-Rang eingestuft.
Und doch stand Noah unbekümmert da.
Er schnalzte mit der Zunge. "Wirklich, meine Mutter hat Probleme."
Um ihn herum stand eine Truppe von Rittern und Magiern mit dem Weaverherz-Insignien—einer Katze, umgeben von Schneeflocken—in Formation. Seine Mutter hatte ihm nur unter schwerem Schutz erlaubt, diesen Dungeon zu betreten.
Aber das konnte er nicht zulassen.
"Ihr werdet alle hier bleiben. Nur Ester wird mich begleiten." Seine Stimme war ruhig, bestimmt.
Die Reaktion kam sofort.
"Junger Herr, bitte überdenkt das—" Ein Ritter trat vor, seine Stimme von Verzweiflung durchdrungen.
"Wir versprechen, nicht einzugreifen. Lasst uns nur Abstand halten und nur wenn nötig einschreiten," fügte eine Magierin hinzu, ihr tiefblaues Haar schwang, als sie flehte.
Sie waren nicht nur um Noahs Sicherheit besorgt. Sie wussten es. Wenn ihm etwas zustoßen würde, wären ihre Schicksale in Eis versiegelt.
Und Noah wusste das auch.
Aber es ging nicht um sie. Es ging um ihn.
'Ich muss mein einzigartiges Talent einsetzen... und niemand sonst darf es sehen.'
Sein Blick huschte zu seinem Schatten.
'Ich muss auch Esters absolute Loyalität sicherstellen. Aber wie?'
Ein Seelenvertrag? Nein. Zu viele Schlupflöcher. Man weiß nie. Diese Welt ist unberechenbar und sein Geheimnis konnte keine Risiken eingehen.
"System, irgendwelche Vorschläge?"
[Lass ihre Zuneigung 100% erreichen.]
Noah hob eine Augenbraue. "Warum 100%?"
[Bei 100% wird eine Person absolut loyal sein. Ihre Priorität wirst du sein—über allem anderen.]
'Interessant... Und wo steht sie jetzt?'
[Ester — 85%]
[Hinweis: Sie findet Frieden in deinem Schatten. Sie findet Trost in deinem Schatten. Aber sie glaubt, sie wird immer nur das sein—dein Schatten.]
Noah grinste. Du willst mehr sein als nur mein Schatten?
Er lächelte sanft.
Seine Belustigung verblasste, als er sich wieder den Rittern und Magiern zuwandte, die immer noch verzweifelt versuchten zu argumentieren.
"Ihr braucht euch nicht zu bemühen. Meine Entscheidung steht fest."
Sie erstarrten.
"Hat meine Mutter euch nicht gesagt, ihr sollt sicherstellen, dass mir nichts passiert?" Noah neigte den Kopf und lächelte.
"Welch ein Zufall. Sicherzustellen, dass nichts durch dieses Portal geht... bedeutet auch sicherzustellen, dass mir nichts passiert, nicht wahr?"
Und damit trat er durch das Portal.
Die Ritter standen wie erstarrt da.
"...Haben wir gerade unseren eigenen Tod unterschrieben?" flüsterte einer.
"...Ich hoffe, du hast dein Testament geschrieben," murmelte ein anderer.
...
Im Inneren des Dungeons
Noah landete in einem dichten Wald, mit Bäumen, die sich endlos in den Himmel streckten.
Dieser Dungeon beherbergte Wölfe. Und ihn zu bezwingen bedeutete eines:
Alle ausrotten, zusammen mit dem Bossmonster.
"Ester, wie viele voraus?" fragte Noah.
Ein Flüstern kam aus seinem Schatten. "D-Rang Wölfe, einige auf C-Rang. Direkt voraus."
Er nickte. "Kein Plan nötig."
Mit einem plötzlichen Geschwindigkeitsschub schoss er vorwärts, der Wind zerriss an ihm vorbei.
Dann sprach er.
"Ester, du bist jetzt seit einem Monat bei mir."
"...Ja, junger Herr."
Sie klang verwirrt.
Vor ihm erschien ein Rudel Wölfe. Die Wölfe sahen ihn und rannten sofort auf ihn zu.
Noah setzte einfach sein Gespräch fort, ohne ihnen Beachtung zu schenken.
"Du hast über mich gewacht, meine Befehle ausgeführt. Manchmal necke ich dich sogar." Ein kleines Grinsen. "Aber in letzter Zeit... habe ich etwas erkannt."
Seine Stiefel knallten auf den Boden. Eis breitete sich sofort aus und fror alles in einem Radius von 50 Metern ein.
Die Wölfe—überrascht—rutschten aus, stolperten, ihre roten Augen flackerten vor Panik und Verwirrung.
"Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann. Jemanden, der meinen Rücken ohne Frage schützt. Jemanden, der alle meine Geheimnisse kennt. Jemanden, der an meiner Seite bleibt... bis zum Ende."
Ester, versteckt in seinem Schatten, zitterte.
Ihr Herz pochte.
Noahs Stimme war ruhig, aber seine Worte erschütterten ihre ganze Welt.
"Du bist die Einzige, die ich in Betracht gezogen habe."
Einige der Wölfe schafften es aufzustehen, die C-Rang Wölfe, und sie stürmten vor, ihre Krallen glänzten und ihre Zähne waren scharf.
Noah warf ihnen nicht einmal einen Blick zu.
"Aber ich will nicht, dass du nur mein Schatten bist, Ester."
Er hob eine Hand. Eis strömte durch seine Adern.
"Ich will, dass du meine Gefährtin bist. Ich will, dass du meine Geheimnisse kennst—Geheimnisse, die nicht einmal meine Mutter je erfahren wird."
"Aber bist du bereit dafür?"
Die Wölfe sprangen— BOOM.
Noah schnippte mit den Fingern.
Eine Welle aus Frost explodierte nach außen.
Die Wölfe wurden zurückgeschleudert, ihre Beine fest gefroren, als sie über das Eis purzelten.
Währenddessen war in seinem Schatten Esters Verstand im Chaos.
Anfangs war sie zufrieden damit gewesen, nur sein Schatten zu sein.
Aber mit der Zeit...
Als sie ihn beobachtete...
Als sie an seiner Seite blieb...
Veränderte sich etwas. Gefühle begannen aufzutauchen. Und sie wollte mehr als nur ein Schatten sein.
Und jetzt—jetzt bot er ihr mehr an.
Sie zögerte nicht einmal.
"JA."
Ihre Stimme war zittrig, roh, echt.
"Ja, junger Herr. Ich will es. Ich bin bereit. Niemand wird je deine Geheimnisse erfahren—nicht einmal deine Mutter. Ich schwöre es."
In diesem Moment—
[Esters Zuneigung hat 100% erreicht.]
[Sie ist jetzt absolut loyal zu dir.]
Noah grinste. Also musste ich dir nur geben, was du wolltest.
"Perfekt."
Er hob seine rechte Hand—sein Mana wallte auf.
Der Himmel verdunkelte sich.
Dann—
KRACH.
BOOM.
Lila und silberne Blitze zerrissen die Wolken.
Sie regneten herab, jeder Blitz vernichtete die gefrorenen Wölfe darunter.
Der Wald erzitterte. Die Luft knisterte vor Elektrizität.
Noah stand im Zentrum des Sturms, Blitze, lila und silbern, zuckten über seinen Körper, tanzten zwischen seinen Fingern.
Er atmete aus und beobachtete die Verwüstung.
Dann grinste er.
"Wunderschön, nicht wahr?"
"...Meine Blitze, meine ich."
—Ende von Kapitel 17—