Kapitel 18: Kampf
Ester war schockiert. Sie hatte nicht erwartet, dass Noah neben Eis noch eine andere Affinität besaß.
Sie hatte noch nie von so etwas gehört. Das bedeutete...
'Ich bin die Einzige, die es weiß.'
Und dieses Wissen erfüllte sie mit tiefem Stolz und Glück.
Zum ersten Mal fühlte sie sich wie mehr als nur ein Schatten. Sie folgte ihm nicht nur – sie war seine Geheimnishüterin. Diejenige, die seine Wahrheit vor der Welt verbergen würde, die sie tief in der Dunkelheit begraben und nur dann enthüllen würde, wenn er es wollte.
'Ja... Ich werde der Schatten sein. Die Dunkelheit, die ihn vor anderen verhüllt und nur das zeigt, was er gesehen werden will.'
'Ja... Das ist es. Mein Weg. Der, nach dem ich gesucht habe.'
BOOM!
Es war, als hätte ein Blitz ihren Verstand getroffen.
Eine Welle von Energie explodierte in ihr, floss durch ihre Adern und entfachte etwas tief in ihrem Inneren. Eine Erkenntnis, eine Wahrheit, die sie nie zuvor begriffen hatte. Es war nicht nur eine Überzeugung – es war Macht.
Ester hatte ihre Aura erweckt.
'Das ist meine Aura... die Aura der Verschleierten.'
BOOOOM!
{Ding!}
{Herzlichen Glückwunsch, Ester.}
{Du hast deine Aura selbst erweckt.}
{Du hast einen Titel erhalten.}
{Titel erhalten: Der Selbstgelehrte.}
Noah hielt abrupt an. Etwas veränderte sich in seinem Schatten.
Ester stolperte heraus, ihr Körper zitterte heftig. Er war sofort an ihrer Seite.
"Was ist los?" forderte er zu wissen.
Durch zusammengebissene Zähne, kaum in der Lage, durch den Schmerz zu sprechen, keuchte sie: "A... A-Rang...!"
Noahs Augen weiteten sich.
A-Rang? Hatte sie gerade ihre Aura erweckt?
Jetzt ergab es Sinn, warum sie so große Schmerzen hatte.
Ab dem A-Rang wurde jeder Fortschritt von qualvollen Schmerzen begleitet – weil es nicht nur eine Steigerung der Kraft war. Es war Evolution. Ihr ganzes Wesen veränderte sich, passte sich der neuen Kraft in ihr an.
Und wenn sich Aura in Absicht verwandelte... dann betrat man den S-Rang.
Noahs Kopf schnellte zur Seite.
Ein riesiges Rudel Wölfe stürmte auf sie zu – mindestens hundert.
'Scheiße. Ich war zu aufgeregt mit meinem Blitz vorhin.'
Er wandte sich wieder Ester zu. Sie zitterte immer noch, gefangen mitten in ihrem Durchbruch. Sie würde nicht kämpfen können.
Noah atmete scharf aus. 'Ich komme hier nicht unversehrt raus.'
Sein Mana hatte sich dank seiner Blutlinie, Kind des Mana, bereits aufgefüllt.
Mit einem Fingerschnippen materialisierten sich Dutzende messerscharfe Eissplitter um ihn herum.
Er feuerte sie auf die ankommenden Bestien ab und durchschnitt ihre Reihen.
Er drehte sich wieder um und blickte zu Ester. Ohne zu zögern erschuf er eine Eisbarriere um sie herum, bevor er sich nach vorne stürzte und dem Rudel entgegentrat.
Blitze knisterten um seinen Körper und verstärkten seine Geschwindigkeit. In einem Moment stand er noch still – im nächsten war er mitten unter den Wölfen.
Noah grinste. 'Mal sehen, ob all die Prügel, die ich von meiner Mutter bekommen habe, es wert waren.'
KLATSCH!
BOOOOM!
Eine Schockwelle aus Eis brach nach außen. Die nächsten Wölfe wurden sofort zu Eis erstarrt. Andere wurden zurückgeschleudert und heulten vor Schmerz.
Ohne zu zögern hob Noah seine rechte Hand und beschwor eine weitere Salve von Eissplittern. Die Wölfe, wütend geworden, heulten und griffen an. Einige wurden rasend und warfen sich ohne Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit auf ihn.
Noah trat instinktiv zurück – zu langsam.
Zwei Wölfe stürzten sich auf ihn – einer vergrub seine Zähne in seinen rechten Arm, der andere in sein linkes Bein.
Schmerz durchzuckte ihn.
"Argh...!"
Knurrend zwang er seinen Körper, sich teilweise in Eis zu verwandeln, was die Wölfe dazu brachte, ihn loszulassen. Ohne einen Moment zu zögern, brachen zackige Eisspitzen aus dem Boden hervor und durchbohrten sie.
Schwer atmend taumelte er zurück. Blut tropfte aus seinen Wunden.
'Verdammt.'
Er stoppte die Blutung, indem er die Wunden mit Eis verschloss.
Die Wölfe formierten sich neu. Er hatte nur ein Dutzend erledigt. Es waren noch siebzig übrig.
Noah fluchte leise.
'Wenn ich sie weiter einzeln töte, geht mir die Ausdauer aus, bevor mir das Mana ausgeht.'
Seine Gedanken rasten. Er brauchte etwas Größeres.
Ausatmend beruhigte er sich. Seine silbernen Augen glänzten wie gefrorener Stahl, brennend vor Entschlossenheit.
"Ihr Bastarde... Lasst mich euch zeigen."
Sein Mana wallte auf.
Huuuuuuuu...
Er holte tief Luft – dann stampfte er auf den Boden.
BOOOOM!
Eine Welle aus Eis breitete sich sofort aus und überzog das Schlachtfeld. Die Wölfe rutschten und verloren den Halt.
Das war alles, was er brauchte.
Noah hob beide Hände zum Himmel. Oben sammelte sich Eis – massiv, wirbelnd, verdichtete sich zu kolossalen Felsbrocken. Seine Sicht verschwamm. Sein Kopf fühlte sich leicht an, sein Körper unsicher.
Er biss die Zähne zusammen und zwang sich zur Konzentration.
Seine Kontrolle über Eis und Mana war noch unreif – er trieb sich über seine Grenzen hinaus.
Nach einer Minute, gerade als die Wölfe wieder auf die Beine kamen, schwebten drei massive Eisbrocken über ihnen.
"Huff... huff..." Noah keuchte, erschöpft. Sein ganzer Körper zitterte vor Erschöpfung.
"Drei... sind wohl mein Limit."
Er ballte seine Faust –
Die Felsbrocken fielen.
BOOOOM!
BOOOOM!
BOOOOM!
Eine blendende Wolke aus Frost und Staub wallte in die Luft.
Noah schwankte und kämpfte darum, auf den Beinen zu bleiben.
Als sich der Staub legte, sah er das Ergebnis –
Die Wölfe waren verschwunden. Zerquetscht. Das Schlachtfeld war rot gefärbt.
Noah brach auf den Rücken zusammen, keuchend, starrte in den Himmel.
Gerade als er erleichtert ausatmen wollte –
HOOOOOOWWWWWLLLLL!
Ein tiefes, wütendes Heulen hallte durch den Dungeon.
Noahs Körper spannte sich an. Er zwang sich hoch, schwankend.
In der Ferne starrte ihn ein riesiger schwarzer Wolf mit blutroten Augen an, seine Präsenz erstickend. Hass und Tötungsabsicht strahlten von seinem Körper aus.
Noah stockte der Atem.
Das Bossmonster.
Eine B-Rang Bestie.
"...Um der Hölle willen."
—Ende von Kapitel 18—