Kapitel 19: Boss Monster

Kapitel 19: Bossmonster

Noahs Atem ging schwer. Seine Sicht verschwamm. Blut rann sein Bein hinunter und färbte den Boden unter ihm.

Ein schwarzer Wolf – ein Biest vom B-Rang – stand in einiger Entfernung vor ihm, seine durchdringenden roten Augen auf ihn gerichtet.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken.

Das ist wahnsinnig.

Er verlagerte seine Haltung und versuchte, den brennenden Schmerz in seinem verwundeten Bein zu ignorieren. Sein Körper schrie ihn an zu rennen. Aber er konnte nicht.

Ein D-Rang gegen einen B-Rang.

Der Unterschied zwischen ihnen war enorm – rohe Kraft, Mana-Reinheit, die Existenz selbst. Er sollte keine Chance haben. Und nach allem, was er in diesem Dungeon durchgemacht hatte, war er angeschlagen, hielt sich kaum noch aufrecht.

Dennoch hielt er dem Blick des Wolfes stand.

Das Biest griff nicht sofort an. Es stand einfach da und beobachtete. Kalkulierte.

Dann – plötzlich –

Die Ohren des Wolfes zuckten. Sein Kopf schnellte in die Ferne.

Noah folgte seinem Blick.

Die Eisbarriere.

Sein Magen verkrampfte sich.

Ester.

Noahs Hände ballten sich. Deshalb greift der Bastard mich nicht an.

Er zögerte nicht. Er bewertete die Lage.

Der Dungeon war nur für Wesen bis zum B-Rang ausgelegt – dem gleichen Rang wie das Bossmonster. Ester war im B-Rang, als sie eintrat, aber in diesem Eiskokon entwickelte sie sich weiter. Sie stieg im Rang auf.

Und der Boss spürte es.

Wenn er das weitergehen lässt... stirbt er.

Also bewegte sich der Wolf.

Noah reagierte.

Blitze zuckten auf. Sein Körper flammte mit Bögen aus Lila und Silber auf, die wild knisterten, als er sich vorwärts zwang. Schmerz brannte durch ihn hindurch, aber er drückte weiter.

Er verschwand. Ein Lichtstreifen.

Aber –

Nicht schnell genug.

Der Wolf rauschte an ihm vorbei, ein schwarzer Todesstreifen.

Noah biss die Zähne zusammen. Nein!

In dem Moment, als das Biest auf das Eis zusprang, schlug Noah zu.

Ein Blitzschlag traf die Seite des Wolfes.

KRACH!

Das Monster erstarrte. Nur für einen Augenblick. Aber es reichte.

Noah verkürzte die Distanz.

Seine blutige Hand erhob sich. Frost sammelte sich. Mit einem Brüllen schleuderte er eine eisige Explosion auf den Rücken des Biestes.

WUMM!

Der Wolf heulte auf.

Wütend wirbelte er herum – schnappende Kiefer.

Aber Noah war bereits verschwunden.

Jetzt stand er zwischen ihm und dem Eis.

Sein Körper zitterte. Seine Wunden schrien. Aber er bewegte sich nicht.

Die roten Augen des Wolfes brannten vor Wut.

Er wusste es.

Noah beschützte die Barriere.

Diese Erkenntnis trieb das Biest über die Kante.

Ein verschwommenes Bild aus schwarzem Fell und Reißzähnen schoss auf ihn zu.

Ein Windstoß schnitt über Noahs Gesicht –

Blut spritzte.

Seine Augen weiteten sich.

Wind-Affinität? Ernsthaft? Verdammte Scheiße.

Die Dinge hatten sich gerade von schlecht zu noch schlimmer entwickelt.

Aber er beschwerte sich nicht viel.

Er hob seine Arme. Eine Hand knisterte mit Blitzen. Die andere war in Eis gehüllt.

Seine Lippen verzogen sich zu einem blutigen Grinsen.

"Na gut, dann... koste das."

Er schlug seine Hände zusammen.

BOOOOOMM!!!

Eine ohrenbetäubende Explosion brach aus, als instabile Energien kollidierten. Die Schockwelle schleuderte den Wolf zurück, sein Körper von Erfrierungen und elektrischen Verbrennungen gezeichnet.

Noah taumelte. Blut strömte aus seinen zerfetzten Händen.

Er konnte das nicht mehr lange durchhalten.

Seine Sicht schwankte.

Scheiße... wie viel länger muss ich noch Zeit schinden?

Er blickte zur Eisbarriere. Noch intakt. Noch pulsierend.

Seine Brust hob und senkte sich schwer. Sein Körper flehte darum, aufzugeben.

Aber der Wolf war noch nicht fertig.

Die Luft veränderte sich. Der Wind heulte wieder.

Ein Wirbelwind bildete sich, spiralförmig auf ihn zu.

Noah warf eine Eisbarriere auf.

Sie zerbrach sofort.

Messerscharfer Wind schnitt in sein Fleisch. Blut bespritzte den Boden.

Seine Knie gaben nach. Dunkelheit kroch an den Rändern seines Bewusstseins.

Er verlor zu viel Blut.

Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln.

"Verdammt... willst mich wirklich töten, was?"

Er schwankte, zwang sich aber zu stehen. Seine silbernen Augen, mit Blut befleckt, wankten nie.

Er atmete aus.

Dann –

Er grinste. Ein wahnsinniges, rücksichtsloses Grinsen.

"Gut. Sterben wir gemeinsam."

"Ich habe den Tod schon einmal gekostet. Zweimal sollte nicht so anders sein, oder?"

Seine Stimme war ein Flüstern, aber das Mana um ihn herum schrie.

Blitze brüllten. Frost heulte.

Er ließ los.

Er hörte auf, sich zurückzuhalten aus Angst, sein Körper könnte zerbrechen.

Das Mana in der Luft beugte sich seinem Willen mit seiner Mana-Blutlinien-Kind-Abstammung, roh und chaotisch. Es wickelte sich um ihn und bildete einen Sturm aus Silber und Lila.

Seine Arme zitterten.

In seiner linken Hand – ein Eisdolch.

In seiner rechten – ein Blitzdolch.

Er atmete aus.

Dann –

BOOM!

Er verschwand.

Nur tiefe Fußabdrücke, mit Eis überzogen und mit Blitzen knisternd, blieben zurück, wo er einst stand.

Der Wolf hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor –

SCHNITT!

Zwillingsdolche schnitten tief in seine Seite.

Ein Schritt –

Zackige Eisspitzen brachen aus dem Boden hervor und durchbohrten den Magen des Monsters.

Es brüllte vor Qual.

Noah verschwendete die Öffnung nicht.

Sein Eisdolch stieß in seine Brust.

STICH!

Ein monströses Heulen zerriss den Dungeon.

Seine Augen brannten rot – rasende Wut.

Eine Klaue schlug zu –

Noah war bereits verschwunden. Aber,

Im Augenblick –

Tauchte er wieder auf. Zentimeter vom Monster entfernt.

Der Blitzdolch fuhr in die Kehle des Biestes.

STICH!

Er stieß sich ab, schlug einen Rückwärtssalto, gerade als Blut aus der Wunde hervorbrach.

Der Wolf taumelte.

Er versuchte sich zu bewegen – versuchte zu kämpfen –

Aber es war zu spät.

Der Eisdolch, der in seinem Herzen steckte, hatte begonnen, sein Blut zu gefrieren.

Sein Herzschlag verlangsamte sich.

Sein Atem stockte.

Wenige Sekunden später –

Das Biest brach zusammen.

Leblos.

Ein Bossmonster vom B-Rang.

Getötet von einem D-Rang.

Noah fiel auf die Knie. Sein Mana beruhigte sich endlich.

Sein Körper? Gebrochen.

Blut strömte aus seinen Ohren, seiner Nase, seinem Mund – sogar aus seinen Augen.

Ah... verdammt.

In dem Moment, als er fluchte –

KRACH!

Die Eisbarriere zerbrach.

Eine Gestalt trat hervor.

Ester.

Ihre Aura war anders. Stärker. Dichter. Aber auch... verhüllt. Es war schwer, sie durch die Aura überhaupt klar zu sehen.

Ihre Augen fixierten ihn.

Und ihr Herz –

BADUM.

Setzte einen Schlag aus.

Noah kicherte schwach.

Dann, endlich –

Ließ er sich in die Bewusstlosigkeit fallen.

Aber nicht bevor ein letzter Gedanke –

"Aufwachen, direkt nachdem ich den Boss getötet habe? Was für ein verdammtes Klischee."

—Ende von Kapitel 19—