Kapitel 16: Elizabeth Lightcross

Kapitel 16: Elizabeth Lightcross

Die Kutsche schwankte sanft, während sie die Straße entlangfuhr, das rhythmische Klappern der Hufe auf dem Stein erfüllte die Stille zwischen Emily und Sophie. Sie waren auf dem Weg zurück in die Hauptstadt.

Beide waren in ihre eigenen Gedanken versunken, ihre Zeit im Weaverherz-Territorium hatte sich als... unerwartet herausgestellt, um es gelinde auszudrücken.

Sie waren einem gefährlichen Mann begegnet. Einem Mann, der mühelos mit ihnen spielte und genau das nahm, was er von ihnen wollte.

'Er hat mich erpresst... mit einem Geheimnis, das niemand jemals erfahren sollte.'

Emilys Finger krümmten sich in ihrem Schoß, während sie alles noch einmal durchlebte.

'Dann nahm er meine Tochter. Und danach hatte er die Dreistigkeit zurückzukommen – um es wiedergutzumachen. Zu diesem Zeitpunkt wäre es töricht gewesen, ihn zu provozieren. Er hat den Verstand, den Mut, das Talent und die Unterstützung. Sich gegen ihn zu stellen, wäre Selbstmord gewesen.'

'Also habe ich einen Kompromiss geschlossen. Ich stellte ihm zwei Bedingungen – zwei meiner tiefsten, verzweifeltsten Wünsche. Den Tod meiner Familie – derjenigen, die mich an das Imperium verkauft haben, die mich von der Liebe meines Lebens weggerissen haben. Und den Tod des Kaisers selbst. Ich habe mich ihm geöffnet... weil ich wusste. Er ist der Einzige, der rücksichtslos genug, getrieben genug ist, es zu tun.'

Und sie hatte Recht gehabt.

Ein langsames Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Erleichterung durchströmte ihre Adern. Sie hatte einen Verbündeten gewonnen.

Nein, nicht nur einen Verbündeten. Eine Waffe.

Noah würde stärker werden. Und wenn die Zeit gekommen wäre... würde er sie alle töten.

Emilys Gesichtsausdruck verdunkelte sich, ihre Pupillen brannten mit einer Mordlust, die so stark war, dass die Luft in der Kutsche dicker wurde.

'Ihr habt mich gezwungen, unter demselben Dach wie der Mann zu leben, der meine Liebe ermordet hat. Ihr habt mich gezwungen, seine Erben zu gebären. Ihr werdet dafür bezahlen.'

Sophie erschauderte neben ihr und spürte instinktiv die Veränderung in der Stimmung ihrer Mutter.

"Mutter... was ist los? Hat Noah dich wieder verärgert?"

Emily schreckte aus ihren Gedanken auf und blickte zu ihrer Tochter.

"Ah, jetzt nennst du ihn also respektvoll beim Namen? Ich kann nicht glauben, dass er dich so leicht für sich gewonnen hat."

Sophies Lippen zuckten. "Mutter, wie du das sagst, klingt es, als wäre ich ein leichtes Mädchen."

"Bist du das nicht?" Emily hob eine Augenbraue. "Ein Gespräch, und du lässt ihn in dein Herz?"

Sophie verdrehte die Augen. "Ich konnte nicht widerstehen. Und außerdem solltest du das verstehen, oder? Immerhin hast du – die behauptet, so vorsichtig zu sein – ihn nach nur einem Treffen unterstützt. Nicht einmal eine Stunde. Sollen wir darüber reden?"

Emily schnalzte mit der Zunge. "Ich sehe, dass du endlich diese arrogante, abweisende Art abgelegt hast. Sollte ich Noah dafür danken?"

"Das ist nur, wenn ich bei dir bin, Mutter," grinste Sophie. "Sobald ich aus dieser Kutsche steige, werde ich wieder mein übliches Selbst sein. Nur Noah und du bekommen diese Seite von mir zu sehen."

Emily verengte ihre Augen. "Und wie genau hat er es geschafft, dich für sich zu gewinnen?"

"Er gab mir genau das, was ich am meisten wollte. Oder besser gesagt... er versprach, es für mich zu bekommen. Und ich glaube ihm."

Sophies Wangen färbten sich plötzlich rosa.

"Er schenkte mir auch einen Eislotus. Er erschuf ihn direkt vor mir mit seiner Kraft. Es war... faszinierend, Mutter. Die Art, wie er das Eis kontrollierte – es war fast göttlich. Und zu denken, dass er erst vor einem Monat erwacht ist... Es ist Wahnsinn."

Sie berührte leicht ihre Brust, als würde sie den Moment noch einmal erleben.

"Er versprach, dass er mir, sobald er stärker ist, einen Eislotus geben wird, der niemals schmilzt."

Emily atmete scharf aus und schüttelte den Kopf. Dieser kleine Teufel weiß wirklich, wie man ein Mädchen für sich gewinnt.

Ihr Gesichtsausdruck wurde bald ernst.

"Und wie genau werden wir das deinem Vater erklären?"

Sophie winkte abweisend mit der Hand. "Ganz einfach. Wir geben Herzogin Selene die Schuld. Es ist nicht so, als könnten wir etwas tun, wenn sie sich weigert, Noah zu zeigen, mit der Begründung, er würde trainieren. Sie sagte, er würde die Welt an der Apex-Akademie treffen – in drei Jahren."

Emilys Augenbrauen hoben sich. "Bist du wirklich so töricht, diese Hexe als deinen Schutzschild zu benutzen?"

"Noah hat mir die Erlaubnis gegeben," sagte Sophie mit einem wissenden Lächeln.

Emily seufzte. Dieser Junge ist gefährlich.

Sophie lehnte sich zurück und streckte träge ihre Arme aus. "Wenn ich jetzt darüber nachdenke, werden alle Erben der Vier Großen Häuser in drei Jahren dort sein. Sogar der Auserwählte."

Mutter und Tochter grinsten beide.

Trotz all ihrer Vernunft, trotz all ihrer Geduld... konnten sie es kaum erwarten.

Sie erwarteten gespannt, wie Noah sich an einem Ort voller Wunderkinder, verschiedener Rassen und Kräfte jenseits seines derzeitigen Verständnisses schlagen würde.

"Und ich werde dort sein," murmelte Sophie, ihre Stimme triefte vor Gewissheit. "An seiner Seite. Als seine Frau."

Emily verdrehte die Augen.

Die Kirche des Lichts—

Elijah saß in tiefer Meditation, sein Körper war von flackernden goldenen Flammen umhüllt. Sein Feuer drehte und wand sich und formte die Gestalt eines Phönix, der eine so intensive Hitze ausstrahlte, dass die Luft um ihn herum flimmerte.

Tock—

Die Tempeltüren knarrten auf.

Ein Mädchen trat ein und bewegte sich mit anmutiger Präzision.

Sie hatte weißes Haar, eine Augenbinde bedeckte ihre Augen, und die Roben einer Nonne fielen über ihre schlanke Gestalt. Ihre Haut war blass wie Mondlicht.

Die Heilige. Elizabeth Lightcross.

"Wie geht es dir, Gesegneter?" Ihre Stimme war sanft, honigsüß.

Elijahs Augen öffneten sich schlagartig und leuchteten mit goldenem Feuer. Seine Aura pulsierte nach außen, göttlich und überwältigend.

Elizabeth zitterte. Ihr Puls beschleunigte sich. 'Ahh... ich muss mich kontrollieren. Ich kann ihn diese Seite von mir nicht sehen lassen.'

Sie klammerte sich fest an ihre Robe, ihr Atem stockte.

Sie ballte ihre Fäuste und widerstand der berauschenden Anziehungskraft seiner Präsenz. Der Drang, ihm nahe zu sein, seinen Duft einzuatmen, für immer an seiner Seite zu bleiben – es nagte an ihr wie eine Besessenheit.

Denn er war der Champion der Göttin.

Ihr Bote.

Und als Heilige wünschte sie sich nichts mehr, als ihrer Göttin nahe zu sein. Und welchen besseren Weg gäbe es als durch ihren Boten?

Doch dann tauchte ein Gerücht in ihrem Kopf auf. Ihre Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen.

"Ich hörte, der Kaiser wünscht, seine jüngste Tochter zu verheiraten... Sophie Castria."

Elijah erhob sich, streckte sich leicht. Seine Bewegungen waren entspannt, ohne Eile.

Er ist nicht mehr derselbe junge Junge. Jetzt ist er der Gesegnete, damit kommt natürlich Arroganz, Stolz.

Ein Grinsen spielte in seinen Mundwinkeln.

"Wirklich? Aber das überrascht mich nicht. Angesichts meines derzeitigen Status... ist es nur natürlich."

Elizabeths Magen verkrampfte sich. Inakzeptabel.

Elijah sollte nur ihr gehören – der Heiligen. Sie war die einzige Würdige.

"Es macht dir nichts aus, sie zu heiraten?" fragte sie, ihre Stimme gefährlich neutral.

Elijahs Grinsen vertiefte sich. "Ich meine... ich höre, sie ist schön. Also habe ich nichts dagegen."

Ah. Da war sie. Diese lüsterne Seite von ihm.

Wie der Vater, so der Sohn.

Elizabeth blieb stumm. Sie würde nicht streiten – noch nicht.

"Dein Training wird beschleunigt," informierte sie ihn. "Dir wird befohlen, in drei Jahren die Apex-Akademie zu besuchen. Ich werde dich begleiten."

Elijah nickte. Drei Jahre. Apex-Akademie. Verschiedene Rassen. Verschiedene... Frauen.

Er konnte es kaum erwarten.

"Die Oberen baten mich auch, eine Warnung weiterzugeben," fuhr Elizabeth fort. "Noah Weberherz – der andere SSS-Rang-Träger – wird höchstwahrscheinlich auch teilnehmen."

Elijah schnaubte. "Na und? Ich bin auch SSS-Rang. Und ich habe zwei weitere Talente. Sein Element ist Eis. Ich bin Feuer. Und ich bin von der Göttin gesegnet. Du machst dir umsonst Sorgen."

Elizabeth blieb stumm. Schließlich stimmte sie ihm zu. Sie kann sich niemanden vorstellen, der talentierter ist als Elijah.

Währenddessen wuchs Elijahs Grinsen nur, als ein vertrautes Klingeln in seinem Kopf ertönte.

Bei diesem Anblick hallte nur ein Gedanke in seinem Kopf wider.

Niemand wird mir ebenbürtig sein.

Sein System – anders als Noahs – erlaubte es ihm, auf eine andere Weise stärker zu werden. Es hilft ihm, seine Attribute zu sehen und sie leicht mit Statuspunkten zu verbessern. Ganz zu schweigen davon, dass er neben Statuspunkten auch Fähigkeiten, Artefakte und Tränke als Belohnungen für seine Quests erhält.

Sein Wachstum ist schnell und effizient. Würdig für jemanden, der von der Göttin gesegnet ist.

Elizabeth trat näher, ihr Gesicht nur noch Zentimeter von seinem entfernt.

"In der Apex-Akademie," flüsterte sie, "wird niemand da sein, um uns aufzuhalten."

Elijah grinste.

"In der Tat."

—Ende von Kapitel 16—