Kapitel 34 – Schwert Des Tricksters
Alles war zu Eis geworden.
Von den höchsten Tribünen bis in die tiefsten Ecken der Arena hatte sich die Welt in gefrorene Schönheit verwandelt. Lichtsplitter reflektierten auf kristallinen Oberflächen. Die Zuschauer hielten den Atem an und starrten auf ein Schlachtfeld, das wie ein Gemälde aussah – ätherisch, göttlich.
Aber für Yuki war es ein Albtraum.
Sie stand inmitten von allem – ihre Arme von Frost umhüllt, Teile ihrer Kleidung zerrissen, die Beine halb gefroren. Aber sie war niemand, der unter Druck zerbrechen würde.
Nein – sie war eine Klinge.
Ihre Aura flackerte auf, scharf und wild, schnitt durch die Kälte um sie herum wie ein Schwert durch Seide. Das Eis zischte und knackte, als ihre Energie nach außen drang. Ihre orangefarbenen Augen, brennend vor stiller Wut, fixierten Noah.
Er beobachtete, wie sie sich mit ruhiger Gelassenheit aus ihrer knienden Position erhob und Eisstaub von seiner Schulter wischte.
„Was für eine Demütigung", murmelte Noah, während er sich von seinem Knie erhob. „Und ich habe mich sogar zurückgehalten."
Tsk.
…
Auf den Tribünen lehnte sich Elijah nach vorne, sein Blick fixiert wie der eines Raubtiers.
Seine goldenen Augen huschten zwischen Noah und Yuki hin und her, maßen jede Bewegung. Jede Schwankung der Aura. Jedes Zucken der Absicht.
‚Also... das ist Noahs Eiskraft. Unglaublich.'
Trotz der Anspannung konnte er nicht anders, als Yukis Gestalt zu betrachten – die Art, wie sich ihr Körper bewegte, die Intensität in ihrer Haltung.
‚Genau mein Typ.'
Die Mädchen an seiner Seite bemerkten es.
Leona grinste boshaft. „Du willst sie? Diese Schwert-Verrückte?"
„Ich kann dir helfen, sie zu bekommen, wenn du willst."
Elijah lachte und machte keine Anstalten, den Hunger in seinen Augen zu verbergen. „Das würde ich lieben. Du bist erstaunlich, Leona."
Sie blähte stolz ihre kleine Brust. „Alles für dich, Elijah."
Er lächelte und genoss das Spiel.
Ein paar Sitze weiter saß Elisabeth steif da, die Finger in ihrem Schoß verkrampft. Ihre Gedanken waren ein Chaos. Ihr Herz raste – obwohl nicht wegen der Kälte.
Elijahs Augen schweiften immer wieder ab. Erst Sophie. Jetzt Leona. Und Yuki.
Er wollte sie alle.
‚Als ob sie ihm gehören. Als ob sie sein Eigentum wären.'
Und in ihrem Kopf hörte sie Noahs Stimme, die wie ein Fluch widerhallte:
„Ewigkeit in Qualen..."
Sie erschauderte.
„Geht es dir gut, Heilige?", fragte Leona in einem Ton, der in Elisabeths Ohren fast spöttisch klang.
Elisabeth zwang sich zu einem sanften Lächeln. „Es ist nichts... nur die Kälte von Noahs Magie. Ein SSS-Rang ist schon etwas anderes, oder?"
‚Beruhige dich. Du bist eine Heilige. Du dienst der Göttin. Elijah ist der Auserwählte der Göttin. Du musst ihm nur dienen... nicht fühlen.'
‚Ich kann das schaffen... ich muss...'
Sie drückte ihre Hände fester zusammen und blickte zurück zur Arena.
⸻
Der Kampf hatte seinen Höhepunkt erreicht.
Noahs Eisspieße flogen wie Kometen. Yuki wirbelte elegant durch sie hindurch, ihre Füße berührten kaum den Boden. Ein Speer zielte auf ihr Herz –
Doch in der Luft veränderte sich ihr Körper.
Sie landete nicht einmal.
Bewegte sich einfach in ihre Haltung – balancierte auf nichts als Instinkt – und flüsterte:
„Ein-Schlag-Technik — Schnitt der Schärfe."
BOOOM!
Jeder Eisspeer um sie herum zersplitterte, sauber durchtrennt im Flug.
Sie landete lautlos und starrte Noah an. Keine Emotion. Kein Stolz. Nur unerbittlicher Fokus.
Noah atmete aus.
Er hätte den Kampf schon vor Minuten beenden können.
Aber wo wäre da der Spaß?
‚Sie ist besser als erwartet... Nein, sie ist außergewöhnlich.'
‚In Ordnung, Yuki. Ich will dich. Und ich werde Elijah keine Chance geben.'
Jedes Mädchen hatte ihren Weg.
Sophie brauchte jemanden, der an ihr Schicksal glaubte, an ihr Schicksal, Kaiserin zu werden, und sie dabei unterstützte.
Elisabeth ist einzigartig. Denn sie musste von Elijah verlassen werden, bevor sie sich jemals jemand anderem öffnen konnte. Sie musste zerbrechen. Sie musste das Undenkbare tun und verlassen werden.
Und Yuki...
‚Yuki interessiert sich nur für das Schwert.'
Das war Elijahs Weg zu ihr – Schwertkampf, Training, Nähe. Der klassische Weg. Vorhersehbar.
Klischeehaft.
‚Aber ich bin nicht er. Ich bin nicht gut mit dem Schwert, aber ich habe genug Tricks. Lass mich dir etwas zeigen, worüber du nachdenken kannst, Yuki.'
Noahs Grinsen wurde schärfer.
„Wie wäre es mit einem letzten Schlag, um den Sieger zu entscheiden?", sagte er, laut genug, damit die Arena es hören konnte.
Keuchen.
Stille.
Selbst seine Mutter in ihrem Büro hob eine Augenbraue. Sie wusste, dass ihr Sohn nie etwas ohne Absicht sagte.
Yukis Augen verengten sich.
Noah streckte seine Hand aus.
Und aus Eis formte sich ein Katana.
Perfekt. Elegant. Fast identisch mit ihrem.
Die Menge summte aufgeregt.
Und zum ersten Mal seit Beginn des Kampfes runzelte Yuki die Stirn.
„...Verspottest du mich?"
Noahs Stimme war ruhig. „Nein. Ich meine es ernst."
Sie sprach nicht wieder. Aber ihre Aura sagte alles.
Sie wallte auf – schneidender Wind, schreiender Druck, das Versprechen des Todes.
Noah lächelte. „Ich scheine dich verärgert zu haben. Meine Entschuldigung."
Er hob die Klinge – nicht mit richtiger Form, nicht mit verfeinerter Haltung. Nur der lockere Griff eines Tricksters. Und dann – veränderte sich seine Aura.
Die kalte Ruhe war verschwunden.
Jetzt war sie wild. Chaotisch. Unberechenbar.
Noah aktivierte seine Trickster-Aura.
„Huuuuuuu..."
Yuki atmete aus.
Und die Welt schien wieder zu gefrieren – nicht durch Eis, sondern durch Stille.
Die Zuschauer hielten den Atem an.
Selbst der Wind pausierte.
Dann –
Ihre Stimme durchschnitt die Luft wie eine Klinge:
„Ein-Schlag-Technik: Fusion-Edition — Durchdringender Schnitt des Raumes."
Im selben Moment flüsterte Noah:
„Noahs Improvisierte Schwerttechnik — Schwert des Tricksters."
⸻
Sie bewegten sich.
Yukis Schnitt bewegte sich nicht – er erschien einfach. Eine durchdringende, göttliche Linie durch den Raum, unmöglich zu verfolgen. Er traf Noahs Körper noch nicht –
Aber er spürte trotzdem, wie er ihn durchbohrte.
„Scheiße—!"
Zehn Schichten verstärktes Eis brachen zwischen ihm und dem Schnitt hervor, Wände dick genug, um einen Panzer aufzuhalten.
Aber Yuki –
Yuki war wie betäubt.
Denn was sie sah...
War nicht ein Schnitt.
Nicht zwei.
Sondern Hunderte.
Hunderte von Schnitten, spiralförmig, tanzend, unberechenbar. Die Trickster-Aura verzerrte die Realität – jede Illusion fühlte sich echt an, jede Klinge summte vor Kraft. Ein Sturm von Schwertkunst, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
‚Illusionen...? Illusionsschwerter?...'
„Wie... wunderschön."
Das war ihr letzter Gedanke –
Bevor –
BOOOOOOOOOM!!!
Die beiden Angriffe kollidierten.
Und die Arena –
Explodierte.
Eis zersplitterte. Stein zerbröckelte. Magische Barrieren kämpften darum, die Schockwelle einzudämmen. Staub stieg wie ein Vorhang über der Arena auf.
Stille.
Dann –
Gebrüll. Schreie. Applaus. Wahnsinn.
—Ende von Kapitel 34—