Schicke sie zu meinem Herrenhaus.

Sorayahs Herz sank, als Dimitris Finger sich ausstreckte und direkt auf sie zeigte. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sein Blick sich mit ihrem traf und ein langsames, unheilvolles Lächeln über seine Lippen huschte.

"Die mit dem roten Band," sagte Dimitri, seine Stimme triefte vor Belustigung. "Ich will sie."

Der Oberste Eunuch verbeugte sich tief mit seiner steinernen Disziplin. "Wie Ihr wünscht, Beta Lord. Sie wird Euch sofort zugeteilt."

Sorayahs Puls hämmerte in ihren Ohren. Nein. Das konnte nicht geschehen. Ihr Verstand raste, verzweifelt nach einem Ausweg suchend, einem Weg aus diesem Albtraum. Doch bevor sie ihre Gedanken überhaupt ordnen konnte, schritt der Eunuch vorwärts, seine knochigen Finger schlossen sich wie eine eiserne Klammer um ihren Arm.

"Komm," befahl er und riss sie aus der Reihe. "Du wurdest auserwählt, dem Beta Lord zu dienen."

Sorayah stolperte vorwärts, ihr Körper weigerte sich zu gehorchen, ihr Herz schrie vor Protest. Als sie näher zu Dimitri gezerrt wurde, konnte sie die Hitze seines Blickes spüren, der sich in ihre Haut brannte.

Panik ergriff ihre Brust. Wenn sie sein Eigentum würde, könnte sie niemals entkommen, da es offensichtlich war, dass Dimitri ein Auge auf sie geworfen hatte. Sie hatte ihm früher im Lager nicht gehorcht, daher war es klar, dass er immer noch Groll hegte und nicht ruhen würde, bis er Sorayah seinem Willen gebeugt hatte.

Verzweiflung durchströmte ihre Adern, und ohne nachzudenken fiel sie auf die Knie, ihre Hände zitterten, als sie sie vor sich faltete.

"Ich fürchte, ich wäre nicht in der Lage, Euch zu dienen, Eure Hoheit, der Beta Lord," äußerte sie mit ernstem Tonfall. "Ich bin inkompetent, ungeschickt... Ich bin sicher, ich würde Euch nur verärgern, und ich möchte Euch nicht missfallen. Ich habe noch viel zu lernen, bitte, ich flehe Euch an, wählt jemand anderen."

Eine Stille legte sich über den Raum.

Das Gesicht des Eunuchen verzerrte sich vor Wut über ihre Widerspenstigkeit. "Wie wagst du es, elende Dienerin!" brüllte er und hob seine Hand, um sie zu schlagen.

Doch bevor seine Handfläche herabsausen konnte, durchschnitt eine scharfe, eisige Stimme die Luft.

"Da sie jetzt mir gehört," murmelte Dimitri, sein Ton täuschend ruhig, "werde ich allein entscheiden, wie ich sie bestrafe."

Der Eunuch erstarrte, seine erhobene Hand zitterte in der Luft.

Dimitris kaltes Lächeln wurde breiter, erreichte aber nicht seine Augen. Diese durchdringenden smaragdgrünen Augen, ohne Wärme, ohne Gnade, richteten sich mit einer unheimlichen Distanziertheit auf den Eunuchen. "Du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn Leute meine Sachen berühren," fuhr er fort, seine Stimme mit leiser Drohung durchsetzt. "Es missfällt mir." Er neigte leicht den Kopf. "Und du, Oberster Eunuch, solltest wissen, was passiert, wenn mir etwas missfällt."

Eine bedrückende Stille folgte. Dann...

Bumm.

Der Eunuch fiel auf die Knie, seine Stirn gegen den kalten Boden gepresst. Sein ganzer Körper bebte vor Angst.

"Ich... ich entschuldige mich, Beta Lord," stammelte er, seine Stimme heiser.

Dimitri machte einen langsamen Schritt nach vorne, seine polierten Stiefel blieben nur wenige Zentimeter von der zitternden Gestalt des Eunuchen entfernt stehen. Er betrachtete ihn, wie man einen Wurm betrachten würde, der sich unter der Ferse windet.

"Du solltest dankbar sein," sinnierte Dimitri, seine Stimme nun ein eisiges Flüstern. "Wäre ich schlechterer Laune, hättest du keine Chance, dich zu entschuldigen."

Der Eunuch schluckte schwer, sein Gesicht totenbleich. Er wusste es. Jeder im Palast wusste es. Dimitri war grenzenlos unbarmherzig, eine Macht, um die selbst der Alpha Kaiser vorsichtig herumging. Die Gerüchte, die in dunklen Ecken geflüstert wurden, nur mit gedämpfter Stimme gesprochen, behaupteten, dass der Kaiser Dimitri in der Öffentlichkeit befehligte, aber in den Schatten fürchtete selbst er ihn.

Die Luft war dick vor Spannung. Niemand wagte es, zu laut zu atmen.

Dimitri wandte seine Aufmerksamkeit zurück zu Sorayah, die immer noch vor ihm kniete. Viele Menschen fürchteten ihn, aber sie...

Sie war anders.

"Ich habe dich bereits ausgewählt," sagte er, seine Stimme gefährlich sanft, doch mit einer Schärfe, die scharf genug war, um Stahl zu durchschneiden. "Du hast kein Recht, mir dumme Ausreden zu geben. Denkst du, ich hätte die anderen nicht gesehen, bevor ich dich gewählt habe?" Seine Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln, aber es lag keine Wärme darin. "Und ja, du wirst mir dienen."

Sein Blick verhärtete sich, wurde eiskalt und brutal. "Wenn du fleißig arbeitest, dann wirst du vielleicht Glück haben. Aber wenn du es nicht kannst..." Er neigte leicht den Kopf, sein Ton wurde unheimlich beiläufig. "Dann solltest du auf deinen Kopf aufpassen."

Eine eisige Stille folgte seinen Worten.

Sorayah schluckte schwer, ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Sie ballte ihre Fäuste an ihren Seiten und zwang sich, still zu bleiben. Es war offensichtlich, dass Dimitri nicht die Absicht hatte, seine Meinung zu ändern, und ihn weiter zu bedrängen könnte nur dazu führen, dass ihr Kopf über den kalten Steinboden rollte.

Tränen brannten in ihren Augen, aber sie weigerte sich, sie fallen zu lassen. Sie hatte zu viel gelitten, um jetzt zu zerbrechen.

Vielleicht war dies eine verdrehte Fügung des Schicksals. Vielleicht sollte sie ihre Rache mit Dimitri beginnen. Oder... vielleicht gab es noch einen Weg, in den Palast zurückzukehren, wo ihre wahre Rache lag. Vorerst hatte sie keine andere Wahl, als zu gehorchen.

In diesem Moment fiel ihr eine schwache Bewegung auf.

Lily regte sich in der Schubkarre, in der sie gelegen hatte, ein schwaches Stöhnen entwich ihren Lippen.

Sorayahs Atem stockte. Lily!

Ohne zu zögern stürzte sie vorwärts, ihre Füße berührten kaum den Boden, als sie neben ihr niederkniete.

Lilys müde Augen flatterten auf, trüb vor Erschöpfung. "Eure Hoh..." begann sie schwach, dann stockte sie. Als sie die unbekannten Gesichter um sie herum erkannte, korrigierte sie sich schnell. "Du lebst."

Sorayahs Finger schlossen sich um Lilys zerbrechliche Hand, und die Tränen, die sie zurückgehalten hatte, flossen endlich ihre Wangen hinunter.

"Ich bin froh, dass auch du lebst," flüsterte sie, ihre Stimme brach. "Du hast mir solche Sorgen gemacht, Lily."

"Es tut mir leid," murmelte Lily, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Ein schwaches, zerbrechliches Lächeln huschte über ihre Lippen. "Aber ich bin froh... dass ich lebe, um dir zu dienen."

Der ruhige Moment wurde von der höhnischen Stimme des Eunuchen hinter ihnen zerstört.

"Sie hat überlebt?" Er spottete, sein Gesichtsausdruck verzog sich zu einem hämischen Grinsen. "Es wird keine Rolle spielen. Sie wird früher oder später trotzdem sterben. Sobald sie versagt, ihren Herren im Palast ordentlich zu dienen, wird sie ihren Kopf verlieren."

Sorayah entschied sich, ihn zu ignorieren. Eunuchen wie er gediehen daran, das Leben für Menschen wie sie unerträglich zu machen, besonders wenn sie im Palast geblieben wäre. Aber da sie das nicht tun würde, wusste sie, dass Lily stattdessen diejenige sein könnte, die leiden würde. Der Eunuch war offensichtlich verärgert über Dimitris Rüge, wagte es jedoch nicht, sein Missfallen vor ihm zu zeigen. Sorayah wusste jedoch nur zu gut, dass sein Groll nicht einfach verschwinden würde, er würde schwären und auf eine Gelegenheit warten, zuzuschlagen.

Stattdessen erhob sie sich langsam, wischte ihre Tränen weg, als sie sich zu Dimitri zurückdrehte. Sie wusste, was sie tun musste.

Mit gesenktem Kopf trat sie einen Schritt vor. "Ich stimme zu, in Euer Herrenhaus zu gehen," sagte sie, ihre Stimme fest trotz der Angst, die sich in ihrem Magen zusammenballte. "Aber nur, wenn meine Schwester mit mir kommt."

Eine schwere Stille legte sich über den Raum.

Das Gewicht von Dimitris Blick lastete auf ihr wie eine eiserne Fessel. Ein Gefühl des Unbehagens kribbelte auf ihrer Haut, und zögernd hob sie ihre Augen, nur um mit dem erschreckenden Anblick konfrontiert zu werden, dass er sich auf ihre Höhe herunterbeugte.

Sie hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor seine Finger ihr Kinn ergriffen und ihr Gesicht hochhoben, um seinem zu begegnen.

"Versuchst du, mir eine Bedingung zu stellen?" murmelte er, seine Stimme gefährlich leise. "Sag mir, Kleine... spielst du mit mir?"

Sorayahs Atem stockte, ihr Puls hämmerte in ihrem Hals.

Dimitris Griff verstärkte sich. "Du glaubst wirklich, du hättest eine Wahl?" Sein Blick wanderte zu Lilys zerbrechlicher Gestalt in der Schubkarre. "Glaubst du wirklich, du würdest nicht mit mir kommen, wenn ich beschließen würde, diese Schwester von dir jetzt zu töten?"

Ein scharfes Keuchen entfuhr Sorayahs Lippen.

Sie senkte sofort ihren Blick, ihr Körper zitterte, als sie sich tief verbeugte. "Bitte, Eure Hoheit, Beta Lord," flehte sie, Verzweiflung durchzog ihre Stimme. "Ich fordere Euch nicht heraus. Das würde ich niemals wagen. Ich bitte nur... sie ist alles, was ich noch habe."

Ihre Stimme brach, aber sie zwang sich weiterzusprechen. "Bitte... habt Erbarmen. Lasst sie mit mir kommen. Ich werde alles tun, was Ihr verlangt, nur... tut ihr nichts."

Für einen langen, qualvollen Moment sagte Dimitri nichts.

Dann flackerte etwas in seinen Augen, etwas fast Unmerkliches. Mitleid? Belustigung? Oder vielleicht bloße Neugier? Was auch immer es war, es war im nächsten Augenblick verschwunden, wieder ersetzt durch diesen kalten, berechnenden Glanz.

"Nun gut," sagte Dimitri schließlich und dehnte die Worte, als ob sie ihn amüsierten. "Ich erlaube deiner Schwester, mit dir zu kommen."

Eine Welle der Erleichterung durchströmte Sorayah, ihr Körper sackte leicht zusammen.

Aber dann kehrte sein spöttisches Lächeln zurück, grausam und scharf. "Verwechsle das nicht mit einem Akt der Güte," fuhr er fort, seine Stimme triefte vor Herablassung. "Es ist einfach eine Laune. Und Launen... können sich ändern."

Er warf einen Blick auf Lily, sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. "Außerdem könnte sie nicht mehr lange durchhalten. Anstatt dem Alpha Kaiser ein defektes Produkt zu präsentieren, eines, das jeden Moment sterben könnte, erspare ich ihm vielleicht einfach die Mühe."

Sorayah biss sich so fest auf die Innenseite ihrer Wange, dass sie Blut schmeckte, und zwang sich, still zu bleiben.

Sie hielt ihren Kopf gesenkt, ihre Hände so fest geballt, dass ihre Nägel sich in ihre Haut bohrten. Trotzdem konnte sie das kleine, fast unmerkliche Zittern ihrer Schultern nicht unterdrücken.

Es spielte keine Rolle, was er sagte. Vorerst war Lily in Sicherheit.

"Danke, Beta Lord," flüsterte sie, kaum hörbar.

Dimitris Augen verweilten noch einen Herzschlag lang auf ihr, danach begann er, sich in Richtung des Badehaus-Ausgangs zu bewegen, seine Bewegungen fließend und bedacht, bei jedem Schritt Macht ausstrahlend.

"Schickt sie zu meinem Herrenhaus," befahl er kalt, ohne ihr einen weiteren Blick zu schenken.

Der Eunuch verbeugte sich tief, sein Gesicht ausdruckslos trotz der Spannung, die in der Luft lag. "Wie Ihr wünscht, Beta Lord."