Seine achtlosen Worte trafen wie eine Peitsche und entfachten eine Wut, von der Addison nicht einmal wusste, dass sie sie zurückgehalten hatte. Sie hatte sich eingeredet, dass sie den Respektlosigkeiten, der Verachtung und dem erdrückenden Gewicht jeder Kränkung und Beleidigung losgelassen hatte, aber vielleicht hatte sie das nicht. Vielleicht hatte sie es nur tief vergraben, es niedergedrückt bis jetzt.
Wie ein lange schlafender Vulkan brach sie aus, die brennende Wut in ihrer Brust brach endlich frei.
Der Schmerz und die Wut vermischten sich und ließen ihren ganzen Körper zittern; sie konnte verstehen, wenn ihr Gefährte auf sie herabsah, weil sie schwach war und ihr Wolf nicht reagierte, aber ihre Qualität als Luna in Frage zu stellen und zu behaupten, sie wüsste nicht, was sie tat? Das konnte sie nicht akzeptieren.
Sie wusste, dass sie alles getan hatte, was sie konnte, und doch hatte jemand die Dreistigkeit, sie in Frage zu stellen, als wären all ihre Bemühungen für das Rudel bedeutungslos im Vergleich zu dem, was Claire getan hatte.
Von Wut angetrieben, verlor Addison – die ihre Emotionen immer unter Kontrolle gehalten hatte – endlich die Beherrschung. Zum ersten Mal, seit sie dem Rudel beigetreten war, ließ sie ihrer Wut freien Lauf.
"Dann lass uns unsere Gefährtenbindung auflösen und uns gegenseitig ablehnen! So kannst du Claire zu deiner offiziellen Luna machen!"
Ihre Brust hob und senkte sich heftig, ihr Atem war vor Wut rau. Ihre Augen glühten rot vor reiner, ungefilterter Wut. Niemand hatte Addison je so die Kontrolle verlieren sehen – nie gehört, wie sie ihre Stimme erhob, nie erlebt, wie ihr Temperament aufflammte. Die gesamte Halle verfiel in betäubtes Schweigen, jedes Augenpaar weit vor Schock geöffnet.
"Was hast du gerade gesagt?!"
Alpha Zions Wut entflammte wie ein Flächenbrand, sein Zorn brach augenblicklich aus. Im Bruchteil einer Sekunde stand er vor Addison, seine Hand umklammerte ihre Kehle, als er sie gegen die Wand schmetterte.
Ihre Füße baumelten über dem Boden, kämpften um Gleichgewicht, während sein Knurren durch den Raum hallte. Seine Augen flackerten in einem goldenen Schimmer, sein Wolf kaum zurückgehalten. Seine Nägel hatten sich bereits verlängert und drangen in ihre Haut ein, hinterließen ein blutiges Durcheinander um ihren Hals. Der scharfe, metallische Geruch von Blut erfüllte die Luft, dick und erstickend.
"Ich fordere dich auf, das zu wiederholen," knurrte Zion, sein heißer Atem strich über Addisons Gesicht, während sein Blick sich in sie bohrte.
Aber sie wich nicht zurück. Zum ersten Mal stellte sie sich ihrem Gefährten entgegen und erwiderte seinen feurigen Blick ohne zu zucken.
Der Geschmack von Blut überzog ihre Zunge, eine bittere Erinnerung an Zions Stärke. Er hatte vergessen – vergessen, wie zerbrechlich sie war, wie ihre Kraft nur geringfügig über der eines normalen Menschen lag. Sein Angriff hatte sie mit voller Wucht getroffen und ihren Körper zerschlagen und kämpfend zurückgelassen, um den Schmerz zu ertragen.
Doch selbst als ihr Blick verschwamm und ihr Körper vor Qualen schrie, weigerte sie sich, Schwäche zu zeigen. Dies war der letzte Rest Würde, der ihr geblieben war, und sie würde nicht zulassen, dass er ihr diesen entriss.
"Ich sagte, lass uns—"
Bevor Addison beenden konnte, stieß Alpha Zion ein wildes Brüllen aus, seine Wut brach wie ein Sturm hervor. Die schiere Kraft davon zerschmetterte das Glas in der Halle und schleuderte Splitter durch die Luft. Claire schrie vor Entsetzen auf und kauerte sich instinktiv zusammen, den Kopf zum Schutz eingezogen.
Sie erwartete, dass Zion zu ihr eilen würde, um sie zu trösten und zu unterstützen, wie er es immer tat – aber diesmal bewegte er sich nicht. Es war, als könnte er nichts hören oder sehen außer Addison. Ihre Worte hallten unerbittlich in seinem Kopf wider und schürten das Feuer, das in seiner Brust tobte. Sein Atem ging schwer, seine Augen waren mit einer Intensität auf sie gerichtet, die an Raubtierverhalten grenzte.
Doch trotz des Sturms der Wut vor ihr hielt Addison stand, ihr störrischer Blick unerschütterlich. Das ließ Zions Wut nur noch heißer brennen. Er sah sie an, als wolle er sie ganz verschlingen.
"Wie wagst du es, so etwas zu sagen? Hast du vergessen, was du mir und meinem Rudel schuldest?!" knurrte Zion durch zusammengebissene Zähne, seine Stimme mit einer Warnung durchsetzt. Sein Griff verstärkte sich leicht, eine Erinnerung für Addison, ihren Platz zu kennen – sich an die Schuld zu erinnern, die sie trug.
In der Vergangenheit hätten diese Worte ausgereicht, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie hätte den Kopf gesenkt, ihren Stolz geschluckt und sich selbst daran erinnert, dass sie ihnen zu viel schuldete, um Widerstand zu leisten. Aber nicht diesmal.
Diesmal begegnete Addison Alpha Zions loderndem Blick direkt, ohne zu zucken und entschlossen.
"Ich weiß genau, was ich dir und deinem Rudel schulde," sagte sie, ihre Stimme fest trotz des erdrückenden Gewichts an ihrer Kehle. "Aber ich habe meine Rolle als deine ergebene Luna gespielt. Ich habe alles getan, was ich konnte, um dein Rudel in deiner Abwesenheit wieder aufzubauen und zu beleben. Und ich glaube, das allein reicht aus, um meine Schuld zu begleichen."
Ihr Atem kam in rauen Stößen, Zions Hand drückte fester zu – aber selbst als die Luft dünner wurde, weigerte sie sich, ihn ihr Wanken sehen zu lassen. Nicht jetzt. Niemals.
Alpha Zion höhnte, sein Spott scharf genug, um zu schneiden. "Glaubst du, du hast das Recht zu entscheiden, was genug ist? Nein, Addison, du überschätzt dich selbst."
Er beugte sich vor, sein Atem heiß auf ihrer Haut, als er jedes Wort mit erschreckender Endgültigkeit betonte. "Du gehörst mir. Ob im Leben oder im Tod, du bist mein – und du wirst als meine Luna sterben."
Seine Erklärung sandte eine Welle des Schocks durch das Rudel. Niemand hatte erwartet, dass ihr Alpha sich weigern würde, Addison gehen zu lassen. Aber keiner von ihnen verwechselte seine Worte mit Liebe.
Sie alle kannten die Wahrheit – Zion wollte Addison nicht, weil er sie schätzte. Er wollte sie in seiner Nähe, um sie zu brechen, um sie leiden zu sehen. Für ihn war ihr Schmerz ein Spektakel, eine langsam brennende Rache, die seine Grausamkeit nährte. Er würde mit seiner Zuneigung für eine andere Frau prahlen, während Addison, gebunden durch eine zerfallende Gefährtenbindung, unter der Qual ihrer zerrissenen Verbindung verkümmerte.
Zion mochte auch leiden, aber mit seinem Alpha-Blut konnte er es ertragen. Addison hingegen war anders. Sie war schwach. Wolflos.
Und für sie war der Schmerz nicht nur unerträglich – er reichte aus, um sie in den Wahnsinn zu treiben.
Bei diesem Gedanken grinsten die Rudelmitglieder, ihre Blicke ruhten auf Addison mit einer Mischung aus Verachtung und verdrehter Befriedigung. Es war einfacher, ihren Hass auf sie zu richten, als die Wahrheit anzuerkennen. Sie ignorierten bequem die Opfer, die sie gebracht hatte, die Art und Weise, wie sie für ihr Überleben gekämpft hatte. Nichts davon bedeutete ihnen etwas.
In ihren Köpfen wären sie nicht in dieser Situation, wenn sie nicht wäre. Das war die Geschichte, an die sie sich klammerten, die Ausrede, die sie brauchten, um ihren Groll zu rechtfertigen.
Niemand hegte mehr Hass gegen Addison als die ehemalige Luna. Wenn jemand sie mehr als alle anderen verachtete, dann war sie es. Und jetzt, mit Zions erschreckender Erklärung, die in der Luft hing, brannte die Verachtung der ehemaligen Luna noch heller.
Als Addison Zions Worte hörte, brannten ihre Augen, und trotz ihrer größten Anstrengungen konnte sie die Tränen nicht zurückhalten. Sie fühlte sich gefangen, erstickt vom Gewicht seiner Worte. "Was meinst du damit? Ich bin bereits für dich zur Seite getreten. Musst du wirklich so weit gehen?" fragte sie mit zitternder Stimme.
Zions Ausdruck blieb unleserlich, aber seine Stimme war diesmal leiser. "Was denkst du?"
Sein Blick folgte dem Pfad ihrer Tränen, als sie über ihre Wangen liefen und auf seine Hand tropften. In dem Moment, als er die Wärme ihrer Tränen auf seiner Haut spürte, zuckte er zurück und zog seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Doch trotz der instinktiven Reaktion blieb sein Gesicht kalt, gleichgültig – als bedeutete ihr Schmerz nichts für ihn.
Er starrte sie einen langen Moment an, bevor er sie ohne Vorwarnung über seine Schulter warf und aus der Halle schritt. Die plötzliche Aktion ließ alle erstarren, und als sie aus ihrer Schockstarre erwachten, war Zion bereits verschwunden – Addison kämpfte noch immer in seinem Griff und versuchte verzweifelt, sich von ihrem Gefährten zu befreien.
"Was glaubst du, was du da tust? Wohin bringst du mich?" Addison wehrte sich gegen seinen Griff, ihre Fäuste trommelten gegen seinen Rücken. Aber Zions Griff um ihre Taille war unnachgiebig, wie ein Stahlschraubstock, und der Druck seiner breiten Schulter, die sich in ihren Bauch bohrte, sandte einen dumpfen Schmerz durch ihren Körper. "Lass mich runter!" schrie sie und trat frustriert mit den Beinen.
"Um dir eine Lektion zu erteilen..." Alpha Zions Stimme war ruhig, unheilvoll und bot keine weitere Erklärung. Aber er musste es nicht – diese Worte allein jagten Addison einen Schauer über den Rücken und ließen ihr Gesicht erbleichen.