Zayn und Ezra rasten unter dem blassen Mondlicht in Richtung der nördlichen Grenze, während der beißende Wind durch die Bäume schnitt. Der Geruch von Blut erreichte sie lange bevor sie den Kamm erreichten und trug das unverkennbare Chaos einer Schlacht mit sich.
Wölfe kämpften bereits erbittert, Knurren und Schreie durchschnitten die Dunkelheit. Ezras Stimme, angespannt und leise, durchbrach die Stille zwischen ihnen. "Anhänger von Xavier Brightpaw. Sieht so aus, als wäre sein Einfluss tiefer gegangen als wir dachten."
Zayn antwortete nicht, sein Kiefer fest zusammengepresst, Wut brannte bereits durch seine Adern. Er konnte spüren, wie sein Wolf danach drängte, sich zu befreien, bereit, Blut zu vergießen.
Sie stürmten auf die Szene, verwandelten sich sofort in ihre Wolfsformen. Zayns massiver schwarzer Wolf stürzte sich nach vorne, mächtig und tödlich, mit Ezras silbernem Wolf direkt hinter ihm. Ihre Ankunft stärkte die Entschlossenheit ihrer Rudelmitglieder und spornte sie an, noch härter zu kämpfen.
Körper prallten aufeinander. Zähne rissen in Fleisch. Die Schlacht wurde schnell brutal, gnadenlos und persönlich.
Zayn schnitt ohne Zögern durch die feindlichen Wölfe, schnell und unaufhaltsam. Diese Wölfe waren gekommen, um den zerbrechlichen Frieden zu zerstören, den er mühsam aufgebaut hatte. Er würde ihnen keine Gnade zeigen.
Ezra kämpfte an seiner Seite, ebenso rücksichtslos, seine Kiefer schnappten nach jedem Wolf, der sie herausforderte. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch die feindlichen Linien wie ein gewaltsamer Sturm und hinterließen Zerstörung und Tod.
Plötzlich stürzte sich ein hellfellfarbener Streuner-Wolf nach vorne, die Zähne in einem spöttischen Grinsen entblößt, während er Zayns schnappenden Kiefern auswich.
"Alpha Zayn!", rief der Wolf und umkreiste ihn. "Spielst du immer noch den Helden? Belügst du dich immer noch selbst?"
Zayns Wolf drehte sich scharf um, seine Augen loderten vor Wut.
Der Streuner lachte grausam, seine Augen waren voller Hass. "Du bist genau wie Alpha Grayson. Ein Monster, das sich hinter Rache versteckt. Sag mir, Alpha, wie fühlt es sich an, genau das zu werden, was du verachtest?"
Die Worte trafen Zayn hart und rissen tiefe, verborgene Wunden auf. Er stürzte sich blindlings vor, schlug den Streuner zu Boden. Seine Wut verzehrte ihn vollständig.
"Du wagst es, mich mit ihm zu vergleichen?", knurrte Zayn, seine Stimme zitterte vor roher Wut.
Der Streuner unter ihm lachte furchtlos. "Glaubst du, mich zu töten ändert die Wahrheit? Sieh es ein, Alpha. Du bist nicht besser als er."
Raserei überwältigte Zayn, eine brennende Welle der Wut überwand die Vernunft. Er riss den Streuner-Wolf in Stücke, Zähne zerfetzten Fleisch, Krallen rissen gnadenlos. Blut ergoss sich über seine Pfoten und durchnässte sein Fell, aber er hörte nicht auf. Das Lachen des Streuners verwandelte sich in keuchende, erstickende Geräusche und schließlich in Stille, doch Zayn schlug weiter blindlings zu, unfähig, sich zu beherrschen.
"Alpha! Genug!", hallte Ezras dringende Stimme deutlich durch ihre Rudelverbindung. Einen Moment später prallte Ezra gegen ihn und stieß ihn von dem zerbrochenen Körper weg.
Zayn taumelte auf die Füße, keuchte schwer, seine Augen wild vor Adrenalin. Blut tropfte von seiner Schnauze, sein Atem kam in zerfetzten Stößen. Langsam kehrte Klarheit zurück, und er sah das Gemetzel um ihn herum.
Das Schlachtfeld war jetzt still. Seine Krieger beobachteten ihn vorsichtig, die Augen weit vor Besorgnis. Ezra verwandelte sich zurück in seine menschliche Form, trat näher, sein Ausdruck wachsam.
"Zayn", sagte Ezra leise, aber bestimmt und legte eine beruhigende Hand auf seine Schulter. "Es ist vorbei."
Zayn verwandelte sich langsam zurück in seine menschliche Form und zwang sich, aufrecht zu stehen, seine Brust hob und senkte sich noch immer von der anhaltenden Wut. Blut befleckte seine Haut, seine Hände zitterten leicht.
"Sammelt alle Überlebenden", befahl Zayn mit kalter Stimme. "Kettet sie in den Kerkern an. Kein Essen. Sie werden reden, oder sie werden leiden, bis sie es tun."
"Ja, Alpha", sagte Ezra schnell, zögerte dann und senkte seine Stimme. "Ein Streuner ist während des Kampfes entkommen."
Zayns Gesichtsausdruck verdunkelte sich. "Findet ihn. Es ist mir egal, wie lange es dauert oder wie weit ihr gehen müsst. Niemand entkommt."
Ezra nickte schnell und signalisierte ihren Kriegern, die Befehle auszuführen. Zayn stand in den blutigen Nachwirkungen, die Worte des Streuners verfolgten ihn, hallten in seinem Kopf wider.
Du bist nicht besser als er.
Es war genau das, wovor er Angst hatte zu werden. Genau das, was er geschworen hatte, niemals zu werden.
Ezra trat wieder vorsichtig näher. Seine Stimme besorgt. "Alpha, wir sollten zurückkehren."
Zayn antwortete nicht sofort. Stattdessen warf er einen letzten Blick auf die zerbrochenen Körper, die um ihn herum verstreut lagen, Bitterkeit lastete schwer in seiner Brust. Dann drehte er sich um und bedeutete Ezra, dass sie aufbrechen sollten.
Der Ritt zurück zum Rudelhäuser war still.
Zayn saß aufrecht in seinem Sattel, bedeckt mit Schmutz und Blut, das Gewicht der Schlacht drückte schwerer als die Wunden auf seiner Haut. Seine Krieger heulten hinter ihm, ihre Stimmen erfüllt von Stolz und Erleichterung. Sie hatten gewonnen. Die Streuner waren zerstreut. Die Grenze war gesichert.
Aber Zayn fühlte es nicht. Nicht den Sieg. Nicht den Stolz. Nur die schwere Stille in seiner Brust.
Er ballte seine Fäuste, als sie durch die Tore ritten, seine Augen schweiften zu den Fenstern des Rudelhäusers, aber es kam kein Licht aus seinen Gemächern. Er hatte sie seit vor der Mission nicht mehr gesehen. Seit er ihr befohlen hatte, in seinen Gemächern zu warten. War sie noch dort? Im Dunkeln?
Lily. Sein Kiefer spannte sich an. Als er eintrat, waren die Hallen ruhig. Seine Stiefel hallten den steinernen Korridor hinunter, und obwohl die Wachen sich verbeugten, als er vorbeiging, bemerkte er sie kaum.
Er ging direkt zu seinem Zimmer, nicht ganz sicher, was er finden würde oder wie er sich fühlen würde, wenn er es tat.
Als er die Tür erreichte, umhüllte ihn ihr Duft. Weich. Warm. Wildblumen.
Zayn verlangsamte vor der Tür, atmete unbeabsichtigt ein. Der Duft war zunächst sanft, dann umhüllte er ihn wie Rauch. Er hob leicht den Kopf, instinktiv.
Seltsam genug, es gab ihm ein Gefühl des Trostes, das er nicht erwartet hatte. Es umschloss die Spannung in seiner Brust und lockerte sie, nur ein wenig. Es war berauschend, und bevor er es merkte, atmete er tiefer, wollte mehr.
Er atmete langsam aus. Dann, ohne weiter nachzudenken, öffnete er die Tür.
Der Raum war dunkel, nur vom sanften Licht des Mondes erhellt, das sich über den Boden erstreckte. Seine Augen gingen direkt zu ihr.
Sie schlief auf dem Boden, eng zusammengerollt in der Nähe der entfernten Ecke des Raumes. Die Arme um ihre Knie geschlungen. Sie trug ein dünnes rotes Kleid, das kaum etwas bedeckte. Ihr Gesicht war blass, ihre Lippen leicht geöffnet. Selbst im Schlaf sah sie erschöpft aus.
Klein. Still. Ruhig. Zayn stand in der Türöffnung, erstarrt.
Er war in den Krieg gezogen. Hatte Blut vergossen. Hatte verängstigte Schreie gehört. Er war siegreich zurückgekehrt.
Und das... das war, wozu er zurückkehrte. Seine abgelehnte Gefährtin. Schlafend allein auf dem Boden seines Zimmers.
Seine Brust zog sich zusammen. Sie rührte sich nicht. Schien sich seiner Anwesenheit nicht einmal bewusst zu sein.
Er trat langsam vor. Jeder Teil von ihm wollte wütend bleiben. Sich weiterhin daran erinnern, wer sie war. Wer ihre Familie gewesen war. Was sie ihm und seinem Volk angetan hatten.
Aber sie war nicht ihr Vater. Sie war nicht ihr Bruder. Sie hatte nicht einmal die Kraft, ihren Kopf zu heben.
Marthas Stimme hallte leise in seiner Erinnerung wider. Sie ist nicht böse. Sie ist nur gebrochen.