Zayn ließ sie los und stand regungslos am Rand des Bettes, sein Atem kam in scharfen, gemessenen Stößen, während er versuchte, sich zusammenzureißen. Seine Fäuste waren so fest geballt, dass seine Knöchel weiß geworden waren.
Sein Wolf knurrte unruhig in ihm. Unsicher und zwiespältig?
Nichts davon ergab einen Sinn.
Sie sollte der Feind sein. Der letzte Akt seiner Rache. Eine Brightpaw.
Aber jetzt lag sie in seinem Bett wie etwas Zerbrochenes – zerbrechlich, still und zitternd.
Seine Gefährtin!
Das Wort brannte.
Zayn schluckte schwer, sein Kiefer angespannt. Er wollte das nicht. Hatte nicht darum gebeten. Und doch zog die Verbindung an ihm – unerbittlich, ursprünglich. Sein Wolf wollte sie. Brauchte sie.
Aber Zayn war kein Sklave seiner Instinkte mehr. Er war es einmal gewesen. Angekettet. Geschlagen. Gebrochen.
Nie wieder.
Wenn die Mondgöttin also dachte, ihn an sie zu binden würde heilen, was in ihm zerbrochen war...
Sie lag völlig falsch.
Er würde jede zerbrechliche Hoffnung, die Lily Brightpaw hegte, zerschmettern – genau wie ihre Familie seine Welt zerschmettert hatte.
Lily hatte sich am Rand des Bettes zusammengerollt wie ein in die Enge getriebenes Tier. Ihre Knie fest an die Brust gezogen, ihre Arme um ihren Körper geschlungen, als könnte sie irgendwie verschwinden.
Ihre goldenen Augen, weit geöffnet und glänzend vor Tränen, starrten zu ihm auf – stumm flehend. Er hasste diesen Blick.
Er packte ihr Handgelenk wieder fest.
Sie versuchte nicht einmal, sich loszureißen.
Ihre Lippen öffneten sich, und sie formte das Wort erneut, ihr stummes Flehen kaum erkennbar:
Bitte.
Es spielte keine Rolle.
Seine Hände waren grob, zerrten an dem Stoff ihres bereits ruinierten Kleides. Sie zuckte zusammen, ihr Verstand schrie, aber ihre Kehle gab keinen Laut von sich. Ihr Atem stockte.
Ihr Körper zitterte unter seiner Berührung vor Angst. Schmerz. Ein Leben lang von beidem.
Sie war es gewohnt, berührt zu werden, als ob sie nichts wert wäre. Ihr Bruder hatte es getan. Ihr Vater hatte es ignoriert. Ihr Rudel hatte zugesehen und nichts gesagt.
Aber das – das war ihr Gefährte?
Er war grausam genug, sie abzulehnen, und jetzt wollte er sie brechen.
Er packte grausam ihre rechte Brust. Sie biss sich auf die Zunge, um nicht zu reagieren. Blut färbte ihre Lippen. Ihr ganzer Körper spannte sich an, sehnte sich danach zu schreien, aber ihre Kehle blieb stumm – wie immer.
Schmerz durchzuckte ihre Brust. Dann kam die Scham.
Er hasste sie.
Sie konnte es in seinen Augen sehen, in jeder groben Berührung spüren.
Ihre Lippen zitterten, während sie weiter stumm flehte.
Es spielte keine Rolle.
Er starrte sie an, als wäre sie Dreck unter seinem Stiefel.
"Wo war dein Bitte," schnappte er, "als meine Leute angekettet und ausgepeitscht wurden?"
Sie wollte schreien, dass sie es nicht gewusst hatte. Dass sie versteckt worden war. Dass sie nichts weiter als eine Gefangene in ihrem eigenen Zuhause war. Ein Fehler, den niemand wollte.
Aber wie schreit man, wenn man keine Stimme hat?
"Sieh mich nicht so an," sagte er durch zusammengebissene Zähne.
Er kletterte wieder aufs Bett und zog sie näher. Sie kämpfte nicht. Konnte nicht.
"Du bist hier nicht das Opfer," knurrte er. "Du hast kein Recht zu betteln."
Ihr zerrissenes Kleid rutschte weiter, als er es packte und nach unten riss. Sie keuchte und versuchte, sich zu entfernen, aber sein Griff wurde nur fester. Sie formte immer noch ihre Bitten mit den Lippen, in der Hoffnung, dass es ihn noch erreichen würde. Aber es verärgerte ihn nur mehr.
"Als Irene um Gnade flehte, als sie mein Rudel auseinanderrissen, wurde keinem von uns auch nur die Chance gegeben zu betteln und zu flehen. Sie zwangen mich, zuzusehen, wie alles zu Asche wurde!"
Seine Stimme brach bei dem Namen. Er musste von seiner Schicksalsgefährtin sprechen.
Lilys Mund öffnete sich, aber keine Worte kamen. Ihre Tränen liefen still über ihre Wangen. Sie wandte den Kopf ab, ihr Körper schlaff, die Schultern bebend.
Ihre Stille schien ihn nur wütender zu machen.
Er beugte sich über sie und drückte ihre Brust erneut, diesmal härter, als wolle er eine Reaktion aus ihr herauspressen.
Sie wimmerte – kaum ein Laut.
"Es tut weh, nicht wahr?" fragte er kalt, "Du verdienst Schlimmeres. Das ist nichts im Vergleich zu dem, was mein Rudel durchgemacht hat."
Sie wand sich unter ihm, kämpfte nicht – versuchte nur zu atmen, versuchte der Hölle zu entkommen, in der sie sich befand.
Er hasste das. Sie war so erbärmlich schwach, dass sie nicht einmal gegen ihn kämpfte.
Sie schrie nicht. Kratzte oder biss nicht. Sie lag einfach da, zitternd.
Als wäre sie es gewohnt.
Zayn knirschte mit den Zähnen und drehte sie um. Er wollte ihr Gesicht keine Sekunde länger sehen.
Sie wimmerte, als ihr Gesicht auf die Laken traf. Ihr Atem kam in kurzen, zittrigen Stößen. Sie kämpfte, wissend, dass das Schlimmste noch bevorstand. Aber Zayn überwältigte sie mit Leichtigkeit. Es gab nichts, was sie tun konnte.
Zayn blickte hinunter, verblüfft von dem, was er sah.
Narben.
Dutzende davon.
Einige waren schwach und blass, aber unmöglich zu übersehen. Gezackte Linien auf ihrem Rücken, dünne Striemen an ihren Armen, verblasste Verbrennungen an ihren Oberschenkeln. Sie waren hoch genug, um unter Ärmeln, unter Kragen verborgen zu sein. An Stellen platziert, die außer Sicht bleiben sollten.
Sein Atem stockte in seiner Kehle. Er schüttelte den Kopf und versuchte, seine Gedanken aus seinem Kopf zu drängen, während er seine Hose öffnete. Aber seine Finger erstarrten.
Sein Wolf drängte nach oben, laut und wütend.
Warum war sie so vernarbt?
Wer hat ihr wehgetan?
Sie müssen für das bezahlen, was sie getan haben!
Der Wandel war so plötzlich, dass es ihm fast die Luft nahm.
Zayns Körper versteifte sich, als sein Wolf nach vorne drängte, wütend, ruhelos. Nicht auf sie – sondern auf ihn. Auf den Anblick. Auf die Wahrheit.
Das Biest in ihm heulte, verlangte von ihm aufzuhören, verlangte Antworten. Es wollte sie nicht mehr berühren. Es wollte keine Rache.
...Es wollte beschützen.
Zayn presste seinen Kiefer zusammen. Er wollte das nicht fühlen. Er hatte nicht darum gebeten, sich zu kümmern.
Aber er konnte nicht wegsehen.
Er streckte ohne nachzudenken die Hand aus, seine Finger strichen leicht über eine der alten, erhabenen Narben. Lily zuckte zusammen, als wäre sie geschlagen worden. Ihr Körper zuckte unter seiner Berührung. Zayn zog seine Hand sofort zurück, erschüttert.
"Was... was zum Teufel ist das?" krächzte er, kaum seine eigene Stimme erkennend.
Er starrte auf sie hinab. Sie zitterte immer noch. Weinte, still, in die Laken.
Das war nicht die Tochter des Alphas, die er zu bestrafen glaubte. Das war jemand, der bereits bestraft worden war – immer und immer wieder. Aber von wem?
Sein Wolf schritt auf und ab, wütend knurrend.
Und zum ersten Mal fühlte sich Zayn nicht in Kontrolle.
Er schämte sich.
Er sah noch einmal hin, langsamer diesmal. Dies waren keine Unfallnarben. Diese stammten nicht von Kämpfen oder Training. Diese stammten von Bestrafung.
Systematisch. Wiederholt.
Absichtlich versteckt.
Er spürte plötzlich das Gewicht davon. Die Stille, die Art, wie sie niemandem in die Augen sah, die Art, wie sie Worte formte, anstatt zu sprechen.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Wer hat dir das angetan?" fragte er mit leiser Stimme.
Sie antwortete nicht.
"Wer?" bellte er, diesmal lauter.
Immer noch nichts.
Nur mehr Tränen.
Ihr Körper bebte vor Schluchzern, die sie nicht äußern konnte. Zayns Herz pochte schmerzhaft in seiner Brust. Er fühlte sich, als könnte er nicht atmen. Sie spielte nicht. Dies war etwas Älteres und Tieferes.
Je mehr sein Wolf reagieren wollte, desto wütender wurde er. Nach allem, was Lilys Vater und Bruder ihm und seinem Rudel angetan hatten, warum sollte er sich darum kümmern, was mit ihr geschehen war? Nur weil sie seine abgelehnte zweite Chance-Gefährtin war?
Sie war der Feind.
Doch hier war er, halb ausgezogen, bereit, seine Rache zu nehmen, aber er konnte die Schuld nicht ignorieren, die seinen Rücken hinaufkroch. Sie war bereits von jemand anderem ruiniert worden. Wie konnten ihr Vater, Bruder, ihr eigenes verdammtes Rudel danebenstehen, während sie gefoltert wurde?
Zayn taumelte zurück.
Lily zuckte zusammen. Als sie bemerkte, dass Zayn von ihr zurückgetreten war, griff sie schnell nach der Decke, um sich zu bedecken. Sie sah mit rehartigen Augen zu ihm auf, hoffend, dass er ihr Gnade zeigen würde.
"Raus," sagte Zayn plötzlich, mit heiserer Stimme.
Sie bewegte sich nicht, besorgt, dass es nur ein Trick war, um sie zu quälen. Es war schon einmal passiert...
"Ich sagte, raus!" schrie er, griff nach dem ersten, was er finden konnte, und warf es quer durch den Raum. Die Vase traf die Wand, zerschellte beim Aufprall in Stücke.
Sie krabbelte vom Bett, die Decke fiel von ihrem Körper, als sie sich bewegte. Sie geriet in Panik, suchte nach irgendetwas, um sich zu bedecken. Sie griff nach dem ersten, was ihr aus dem Augenwinkel auffiel. Sie zog das Hemd an und rannte aus der Tür, ohne zurückzublicken.