Unter Kontrolle

[Systembenachrichtigung: Verbindung hergestellt.]

Die roboterhafte Stimme donnerte durch meinen Schädel.

Und dann—

Alles stürzte auf einmal auf mich ein.

Eine Flutwelle von Empfindungen, erstickend, überwältigend, real.

Der dumpfe Schmerz von der Ohrfeige flammte zu einem scharfen Stechen auf, Hitze strahlte von seiner—nein, meiner—Wange aus. Meine Brust fühlte sich eng an, mein Atem unruhig, mein Puls hämmerte, als wäre mein Herz in den Überdrehzahlbereich gezwungen worden. Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an, wurde steif, als wäre ich in eiskaltes Wasser getaucht worden.

Und dann—

Die Übelkeit.

Eine tiefe, Eingeweide zerreißende, Magen verdrehende Krankheit durchflutete mich, als wäre meine gesamte Existenz gerade auseinandergerissen und in einem Augenblick wieder zusammengezwungen worden.

Ich taumelte, mein Körper schwankte, meine Sicht drehte sich, Farben verschwammen zu einem verzerrten Durcheinander.

Zu viel.

Zu real.

Das war nicht wie vorher—als ich nur ein Passagier war, ein Zeuge, gefangen in der Haut eines anderen.

Das war anders.

Ich fühlte nicht mehr nur ihn.

Ein Ruck durchfuhr mich.

Als hätte man einen stromführenden Draht direkt in meine Wirbelsäule gestoßen.

Meine Finger zuckten, dann ballten sie sich. Meine Knie verriegelten sich, meine Muskeln spannten sich an, und zum ersten Mal wurde mir klar—

Ich konnte mich bewegen.

Der Körper widersetzte sich mir nicht mehr.

Er schleifte mich nicht mehr mit, zwang mich nicht mehr, alles wie ein hilfloser Geist zu beobachten.

Nein.

Ich hatte die Kontrolle.

Diese Erkenntnis jagte mir einen Schauer über den Rücken—einer, der kaum Zeit hatte, sich zu setzen, bevor eine weitere Benachrichtigung in meinem Kopf aufleuchtete.

[Systembenachrichtigung: Initialisierung gestartet.]

Die roboterhafte Stimme hallte wieder, aber ich nahm sie kaum wahr.

Es konnte mir nicht wichtig sein.

Nicht jetzt.

Denn mein Kopf war immer noch ein verdammtes Durcheinander.

Das schiere Gewicht meines eigenen Körpers lastete auf mir, wie ich es lange nicht mehr gespürt hatte.

Meine Beine—meine eigenen verdammten Beine—fühlten sich fremd an, steif, unbeholfen, als wären sie nicht für mich gebaut. Was sie in gewisser Weise auch nicht waren.

Es war so lange her, seit ich mich frei bewegt hatte. Seit ich auf meinen eigenen zwei Füßen gestanden hatte.

Und mein Körper—dieser gestohlene, unvertraute Körper—sorgte dafür, dass ich jede Sekunde davon spürte.

Meine Knie gaben nach.

Mein Magen verkrampfte sich.

Und bevor ich mich auch nur wappnen konnte—

Brach ich zusammen.

RUMMS!

Ein scharfer Schmerz schoss durch meine Hände, als ich auf den Boden aufschlug, die Erschütterung ratterte durch meine Knochen. Die Welt neigte sich, drehte sich heftig, meine Sicht ein verschwommenes Durcheinander aus Neonlichtern und sich bewegenden Körpern.

"Damien! Geht es dir gut?!"

Eine Stimme.

Kaine.

Der nutzlose Scheißkerl kniete bereits neben mir, eine Hand ausgestreckt, um zu helfen.

Aber in dem Moment, als ich sie sah—seine verdammte dreckige Hand, die näher kam—zerbrach etwas in mir.

Mit einer scharfen Bewegung schlug ich seine Hand weg.

Hart.

KLATSCH!

Kaine zuckte zusammen und zog sich zurück wie ein erschrockener Hund.

Der Mistkerl hatte die Dreistigkeit, mich anzufassen?

Mich?!

"Fass mich verdammt nochmal nicht an."

Die Worte kamen scharf, giftig heraus. Meine eigene Stimme erschreckte mich—rau, stärker als zuvor, mit einem Gewicht, das selbst ich nicht erwartet hatte.

Kaine blinzelte, sein Mund öffnete sich leicht, aber keine Worte kamen heraus.

Gut.

Ich drückte mich hoch, die Beine zitternd, mein Gleichgewicht noch immer gestört. Mein ganzer Körper fühlte sich wie ein Bleigewicht an, die Muskeln träge, verweigerten den richtigen Gehorsam.

Ich musste mich schnell zusammenreißen. Schnell.

"Toilette. Wo war die?"

Kaine blinzelte wieder, offensichtlich aus der Fassung gebracht durch meinen Ton. "Was? Warst du nicht gerade—"

"Verdammt! Beantworte einfach die beschissene Frage!"

Ich hatte keine Geduld dafür.

Meine Stimme schnappte, scharf und fordernd, und ich sah die unmittelbare Wirkung, die sie auf ihn hatte.

Kaine versteifte sich.

Kaine war verwirrt.

Ich konnte es in seinen Augen sehen—das Zögern, das leichte Flackern der Verwirrung, als er versuchte zu verarbeiten, was gerade passiert war. Noch vor Momenten war ich jemand anderes gewesen, jemand, mit dem er scherzen konnte, jemand Berechenbares. Jetzt bellte ich Befehle, schlug seine Hand weg, als stünde er unter mir.

Gut.

Aber das spielte jetzt keine Rolle.

Sein Mund öffnete sich, dann schloss er sich wieder, sein Gehirn arbeitete offensichtlich auf Hochtouren, um aufzuholen. Trotz seiner Verwirrung setzte sein Instinkt zu gehorchen ein. Er zögerte nur eine Sekunde, bevor er auf das andere Ende des Clubs zeigte.

"Äh... sie ist den Gang runter, hinter dem VIP-Bereich. Das weißt du doch."

Dieser letzte Teil. Eine kleine, unsichere Erinnerung, als würde er mich testen, prüfen, ob ich noch ich selbst war.

Ich nahm es nicht zur Kenntnis. Ich hatte keine Zeit dafür.

Ich drehte mich um und bewegte mich.

Oder zumindest versuchte ich es.

In dem Moment, als ich meinen ersten Schritt machte, spürte ich es wieder—die Falschheit dieses Körpers.

Alles war steif. Meine Gliedmaßen fühlten sich träge an, reagierten nicht, als würde ich durch knietiefes Wasser waten. Meinen Bewegungen fehlte die Präzision, die Art von instinktiver Kontrolle, an die ich gewöhnt war. Mein Gleichgewicht schwankte, und ich musste mich fangen, bevor ich wieder stolperte.

Es war nicht nur die Unvertrautheit des Körpers selbst—es war etwas anderes.

Die Verbindung.

Sie war noch nicht stabil.

Ich konnte es spüren, flackernd wie ein schwaches Signal in einem alten Radio, die Ränder meiner Sinne verzogen sich, verdrehten sich leicht, als wäre ich nur halb mit der Realität synchronisiert. Mein Herzschlag war nicht ganz mein eigener. Mein Atem fühlte sich falsch an—manchmal tief und stark, manchmal leicht und flach, als würde der Körper kämpfen, um zu entscheiden, welchem Rhythmus er folgen sollte.

Verdammte Scheiße.

Aber ich drängte vorwärts.

Ein Schritt. Dann noch einer. Meine Beine protestierten, meine Muskeln spannten sich an, als wären sie seit Jahren nicht richtig benutzt worden. Jede Bewegung fühlte sich zu viel an—das Gewicht meiner Arme, das Verschieben meines Oberkörpers, selbst die einfache Handlung, meine Haltung anzupassen, erforderte bewusste Anstrengung.

Das war lächerlich.

In meinem alten Körper hätte ich nicht einmal über das Gehen nachgedacht. Es war automatisch, mühelos. Jetzt musste ich um jeden verdammten Schritt kämpfen.

Aber ich machte weiter.

Der Gang erstreckte sich vor mir, schwach beleuchtet, gesäumt von schwarzen Wänden und neonblauem Unterlicht. Der schwere Bass aus dem Club vibrierte durch den Boden, ein konstantes Wumm-Wumm-Wumm unter meinen Füßen. Die Luft roch dick—nach Alkohol, Schweiß, Parfüm, die Überreste von zu vielen Menschen, die in einem begrenzten Raum zusammengepfercht waren.

Ich zwang mich vorwärts.

Schritt.

Nach.

Schritt.

Als ich die Badezimmertür erreichte, konnte ich den Schweiß auf meiner Stirn spüren, mein Atem war schwerer als er sein sollte. Dieser Körper war erschöpfend zu bewegen, unkooperativ, träge auf eine Weise, die meine Frustration unter der Oberfläche brodeln ließ.

Ich zögerte nicht.

Ich stieß die Tür auf und trat ein.

In dem Moment, als ich eintrat, verkrampfte sich mein Magen.

Ein heftiges, ekelerregendes Drehen, das ohne Vorwarnung meine Kehle hochschoss.

Ich hatte kaum Zeit, nach vorne zu taumeln—kaum Zeit, mich am Waschbecken abzustützen—bevor alles hochkam.

"Guh—!"

Im Moment brauchte ich nur eine verdammte Sekunde zum Atmen.

---------A/N----------

Bitte vergesst nicht, dass er bis vor kurzem nur eine kranke Person auf dem Sterbebett war, daher ist es schon eine Weile her, seit er seine Beine oder seinen Körper vollständig gespürt hat.