In Kontrolle (2)

"Guh—!"

Ich beugte mich über das Becken, mein Körper krümmte sich, als Welle um Welle von Übelkeit über mich hereinbrach. Ein Strom brennender Flüssigkeit bahnte sich seinen Weg durch meine Kehle, der beißende Geschmack von Alkohol und Galle bedeckte meine Zunge, während ich mich heftig übergab.

Das Geräusch war hässlich—roh, guttural, nass. Mein ganzer Körper zitterte unter der schieren Gewalt, mein Magen verkrampfte sich, als wolle er alles in mir ausstoßen.

Es hörte nicht auf.

Mehr.

Und mehr.

Ich keuchte zwischen den Würgeanfällen, meine Kehle wund, meine Brust schmerzte von der Anstrengung. Kalter Schweiß bedeckte meine Stirn, tropfte meine Schläfe hinunter, während meine Sicht verschwamm. Meine Gliedmaßen fühlten sich schwach an, zitterten vor Erschöpfung, jeder Nerv in meinem Körper schrie mich an.

Ich fühlte mich, als würde ich sterben.

Als würde mein Körper die Existenz selbst ablehnen.

Und vielleicht—nur vielleicht—tat er das auch.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ das Würgen endlich nach.

Ich hustete, spuckte die letzten Reste von Galle ins Waschbecken, mein Körper sackte vor Erschöpfung zusammen. Mein Atem kam in rauen Stößen, jedes Einatmen zittrig, ungleichmäßig.

"Haaa… haaa…"

Ich umklammerte den Rand des Waschbeckens mit beiden Händen, versuchte mich zu stabilisieren, versuchte meine Lungen zu zwingen, richtig zu arbeiten. Meine Finger gruben sich in das kalte Porzellan, die Knöchel wurden weiß, während ich mich daran festklammerte wie an einem Rettungsanker.

Mein ganzer Körper zitterte.

Alles fühlte sich falsch an.

Meine Brust hob und senkte sich, meine Beine trugen mich kaum, mein Kopf hämmerte, als würde jemand in meinen Schädel bohren.

Die Welt hörte nicht auf, sich zu drehen.

Ich schloss die Augen, sog einen weiteren zittrigen Atemzug ein und zwang mich, ruhig zu bleiben.

Aber wie zum Teufel sollte ich das?

Ich hatte immer noch keine Ahnung, was passiert war.

Keine Ahnung, wo ich war.

Keine Ahnung, warum ich hier war.

Alles war zu chaotisch.

Zu plötzlich.

Zu real.

Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, den Sturm in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen.

Ich musste nachdenken.

Ich musste das verstehen.

Aber jetzt gerade?

Ich umklammerte die Kanten des Waschbeckens, mein Atem noch immer unruhig, mein Körper noch immer schwach.

Alles fühlte sich unwirklich an.

Das kalte Porzellan unter meinen Fingern, der bittere Geschmack von Galle auf meiner Zunge, die anhaltende Übelkeit, die sich in meinem Magen wand—es war alles zu real, aber gleichzeitig war es das nicht.

Es fühlte sich an wie ein verdammter Traum.

Oder schlimmer.

Ein Albtraum.

Ich schluckte, zwang meine trockene Kehle zu arbeiten, und ließ die Worte herausrutschen, bevor ich sie aufhalten konnte.

"Dort... in diesem verdammten Krankenhaus..."

Die Erinnerung flackerte in meinem Kopf auf.

Weiße Wände.

Das Piepen der Maschinen.

Der kalte, sterile Geruch von Desinfektionsmittel.

Der Schmerz.

Der unerträgliche, erstickende Schmerz, der mich zerquetscht hatte, der mich mitgenommen hatte.

Ich kniff die Augen zusammen, mein Griff um das Waschbecken verstärkte sich.

"Bin ich... verdammt nochmal gestorben?"

Die Frage hing nur für eine Sekunde in der Luft, bevor die Antwort auf mich einschlug.

Natürlich bin ich das, verdammt nochmal.

Ich habe es gespürt.

Ich erinnere mich daran.

Die Schwäche. Die Krämpfe. Die Qual, die durch meine Brust riss, als mein Körper versagte. Die letzten Momente, als die Welt dunkel wurde, als die Maschinen meinen Tod hinausschrien.

Ich bin verdammt nochmal gestorben.

Und jetzt?

Ich sog scharf die Luft ein.

"Und jetzt... bin ich im Körper dieses Bastards."

Der Gedanke ließ meinen Magen sich wieder zusammenziehen, aber diesmal war es keine Übelkeit. Es war Ekel.

Ich streckte die Hand aus und drückte mit zittriger Hand den Siphon. Das Wasser rauschte das Waschbecken hinunter und nahm die Reste meines Erbrochenen mit. Die wirbelnde Flüssigkeit verschwand, und an ihrer Stelle—

Eine Spiegelung.

Ich schaute hoch.

Und da war er.

"Scheiße..."

Meine Lippen bewegten sich kaum, aber das Wort entkam trotzdem, triefend vor Unglaube.

Pausbäckige Wangen.

Ein riesiger Bauch, rund und schwer, der sich gegen die Knöpfe eines extravaganten Anzugs spannte.

Dicke Beine, weich, unberührt von Entbehrungen.

Blaue Augen—leer, schwach.

Schwarzes Haar, ordentlich frisiert, als würde es sich zu sehr bemühen, gut auszusehen.

Ich kannte dieses Gesicht.

Ich kannte diesen verdammten Bastard.

Den Charakter, den ich gerade gesteuert hatte.

Die elende, erbärmliche Entschuldigung für einen Mann, der vor Celia gekrochen war.

Der rückgratlose Wurm, der sich hatte herumtrampeln lassen.

Der Narr, der alles verloren hatte, ohne überhaupt zu verstehen, warum.

Der Protagonist dieses gottverdammten Spiels.

Ich starrte.

Er starrte zurück.

Und zum ersten Mal traf mich die Realität wirklich.

Ich war nicht nur in irgendeinem zufälligen Arschloch-Körper gefangen.

Ich war er.

Der Hauptcharakter.

Der größte Verlierer der Spielegeschichte.

Damien Elford.

Ich umklammerte das Waschbecken, meine Knöchel immer noch weiß, mein Atem noch ungleichmäßig—aber ich begann endlich zu denken.

Die rohe Panik, die Übelkeit, das überwältigende Chaos hatten sich gelegt, gerade genug, damit mein Verstand richtig funktionieren konnte. Der anfängliche Schock war vorüber und hinterließ etwas Kälteres, etwas Gefährlicheres.

Rationalität.

Ich war hier.

Dieser Körper war real.

Ich war gestorben.

Und jetzt war ich Damien Elford.

So viel war klar.

Aber die eigentliche Frage war, wie zum Teufel das alles passiert war.

Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht und spürte die ungewohnte Weichheit dieser Wangen, das Gewicht dieses Fleisches, das nicht meins war. Es war verdammt falsch.

Das war kein koma-induzierter Fiebertraum.

Das war keine Halluzination.

Ich konnte zu viel fühlen, zu viel wahrnehmen. Der Schweiß auf meiner Haut, die Spannung in meinen Muskeln, der dröhnende Bass aus dem Club draußen—alles war real.

Zu real.

Ich schluckte, meine Kehle noch immer wund.

"Wie zum Teufel..." murmelte ich. "Wie zum Teufel ist das passiert?"

Es ergab keinen Sinn. Nichts davon ergab Sinn.

In einem Moment lag ich auf dem Sterbebett, mein Körper verfaulte von innen heraus.

Im nächsten war ich in ihm.

Ein verdammter fiktiver Charakter.

Ein verdammter Spielcharakter.

Es sollte nicht möglich sein. Es sollte nicht einmal denkbar sein.

Und doch—

Ich schloss die Augen und zwang mich, durch das Durcheinander von Gedanken in meinem Kopf zu graben, auf der Suche nach irgendetwas, das das erklären könnte.

Und dann—

Erinnerte ich mich.

Die Silhouette.

Dieses Ding. Dieses Ding, das ich gesehen hatte, bevor ich das Bewusstsein verlor, das direkt hinter den Ärzten lauerte, dort stand und zusah.

Eine groteske, aufgedunsene Gestalt.

Ein Mann mit einem haarigen, offenen Bauch.

Der in einem verdammten Gaming-Stuhl saß.

Ein kalter Schauer lief durch mich, als die Erinnerung zurückkehrte.

"Es war dieser Mistkerl..."

Die Erkenntnis kam langsam, kroch durch meinen Verstand wie eine Krankheit.

Und mit ihr kam eine weitere Erinnerung.

Nicht nur der Schatten.

Nicht nur das Ding.

Sondern die letzte Nachricht, die ich je erhalten hatte, bevor alles den Bach runterging.

Die letzten Worte des Entwicklers.

"Ja... du würdest Verantwortung übernehmen, hm? Dann lass mich das sehen."

"Wie würdest du diese Verantwortung übernehmen?"

"Du Hurensohn, du redest nur."

"Du wirst schon sehen."

Ich spürte, wie sich mein Magen wieder zusammenzog, aber diesmal war es nicht wegen der Übelkeit.

Es war Erkenntnis.

Es war Wut.

Ich sog scharf die Luft ein, die Teile fügten sich in meinem Kopf zusammen.

"Verdammt..." Meine Stimme war leise, ungläubig. "Ist das ein verdammter Web-Roman oder so?"

Die Absurdität hätte mich fast zum Lachen gebracht.

Fast.

Nur weil ich eine Rezension hinterlassen habe...

Nur weil ich ihr beschissenes, erbärmliches Spiel verrissen habe...

Wurde ich verdammt nochmal hierher transmigiert?!

"Verarscht ihr mich?" knurrte ich, mein Griff um das Waschbecken verstärkte sich.

Wenn dies eine göttliche Strafe war, ein kosmischer Witz, dann hatte das Universum einen verdammt kranken Sinn für Humor.

Und wenn dieser Bastard—das Ding, das ich gesehen hatte—dahintersteckte?

Dann würde ich herausfinden, warum.

Und noch wichtiger—

Wie zum Teufel ich hier rauskommen konnte.