Die Aufgabe

Sie hielt ihm den ordentlich gefalteten Satz Kleidung hin – ein einfaches übergroßes T-Shirt und eine Jeans.

Trotz seiner aufgedunsenen Gestalt und seiner widerlichen Beine hatte Damien Elford immer darauf bestanden, Jeans zu tragen. Eng, einschränkend, ungeeignet für seinen Körper – aber er trug sie trotzdem, als würde er seine eigene Gestalt verleugnen.

Sie erwartete, dass er sie kommentarlos nehmen würde, wie er es immer tat.

Aber stattdessen –

"Das... wirf diese Jeans weg."

Elysia blinzelte, ihr Griff um den Stoff verstärkte sich.

"Was?"

Damien hatte sich noch nie über seine Kleidung beschwert. Es hatte ihn nie interessiert. Solange er etwas hatte, das er überziehen konnte, bevor er sein Zimmer verließ, verschwendete er keinen zweiten Gedanken daran.

Und doch, jetzt –

"Bring mir etwas Bequemeres," sagte er, sein Ton beiläufig, aber bestimmt.

Elysia zögerte nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie antwortete.

"Ich verstehe, junger Herr."

Sie wandte sich wieder dem Kleiderschrank zu, ihre scharfen Augen überflogen die ordentlich angeordneten Kleidungsstücke. Wenn er etwas Bequemeres wollte, dann –

Sie wählte ein lockeres, leichtes Hemd aus weichem Stoff, dazu eine Loungehose – Kleidung, die, obwohl immer noch elegant, zumindest seinem aufgedunsenen Körper Luft zum Atmen geben würde.

Sie drehte sich zu ihm um und hielt ihm die frische Auswahl hin.

"Hier."

Damien sah sie an, dann die Kleidung, bevor er leicht schmunzelte.

"Gut," murmelte er.

Und dann –

Ließ er den Bademantel fallen.

Elysia reagierte äußerlich nicht, aber ihre scharfen Augen nahmen alles wahr.

Glücklicherweise blieb seine Unterwäsche an Ort und Stelle.

Aber dennoch –

Sie bestätigte es.

Wieder.

Sein Körper, einst bedeckt mit einer dicken, ungepflegten Haarschicht, war jetzt vollkommen glatt.

Seine Brust, seine Arme, sein Bauch – sauber.

Ein starker Kontrast zu dem Damien Elford, den sie gekannt hatte.

Und dann war da der Geruch.

Es war nicht mehr der überwältigende Gestank von Schweiß, Alkohol und abgestandenem Schmutz.

Jetzt roch er frisch.

Nach Seife. Sauber. Fast... angenehm.

"Worauf wartest du?" Damiens Stimme durchbrach die Stille. "Tu deinen Job."

Elysia nickte kurz, ihr Körper bewegte sich wie von selbst, ihre Hände griffen nach dem Hemd, das sie gerade ausgewählt hatte.

Es war Routine. Muskelgedächtnis. Etwas, das sie öfter getan hatte, als sie zählen mochte. Doch als sie einen Schritt nach vorne machte, als ihre Finger Stoff statt grober Körperhaare berührten, konnte sie den krassen Unterschied in der Empfindung nicht ignorieren.

Sie schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die Aufgabe vor ihr.

Sie entfaltete das Hemd und hob es über seinen Kopf, ihre Bewegungen präzise und effizient. Damien stand still, die Arme leicht angehoben, und ließ sie ohne den üblichen trägen Widerstand arbeiten. In der Vergangenheit hatte er diesen Prozess immer unerträglich gemacht – schwankend auf unsicheren Füßen, murmelnd Beschwerden darüber, wie steif und kalt ihre Hände waren, träge lachend, wann immer sie seine Ärmel zurechtrückte.

Aber jetzt war er unheimlich gefasst.

Elysia ließ das Hemd über seinen Körper gleiten und glättete den Stoff, als er über seinen Bauch fiel. Es saß locker, viel nachsichtiger als die schlecht sitzenden Kleidungsstücke, in die er sich früher gezwängt hatte. Als nächstes kamen die Loungehosen. Sie beugte sich hinunter, raffte den Stoff an der Taille und wartete.

Damien änderte einfach seine Haltung und hob jeden Fuß der Reihe nach, ohne dass man es ihm sagen musste.

Das, mehr als alles andere, ließ etwas in ihrem Hinterkopf aufhorchen.

Der Mann, den sie jahrelang angekleidet hatte, war immer schwierig gewesen. Faul. Gleichgültig. Er hob nie richtig die Arme, balancierte sich nie aus, wenn sie seine Hose hochzog, machte diese Aufgabe nie zu etwas anderem als einer langwierigen Geduldsprobe.

Aber jetzt machte er es einfach.

Zu einfach.

Ihre Finger verkrampften sich kurz am Bund des Stoffes, bevor sie ihn den Rest des Weges hochzog, den Sitz um seine Taille anpasste und einen gemessenen Schritt zurücktrat.

"Es ist erledigt, junger Herr," erklärte sie, ihre Stimme so gleichmäßig wie immer.

Damien rollte mit den Schultern, gewöhnte sich an die lockere Kleidung und gab ein zufriedenes Brummen von sich. "Viel besser," murmelte er. Dann warf er ihr beiläufig einen Blick zu. "Du scheinst abgelenkt zu sein, Elysia."

Sie blieb still und ging nicht auf den Köder ein.

Er ließ ein leises Kichern hören, fuhr sich mit der Hand durch sein noch feuchtes Haar und betrachtete sich dann im bodenlangen Spiegel in der Nähe. Einen Moment lang studierte er einfach sein Spiegelbild, sein Gesichtsausdruck unlesbar. Dann, mit der gleichen trägen Belustigung, wandte er seinen Blick wieder ihr zu.

"Hast du diese Aufgabe so sehr verabscheut?"

Elysia begegnete seinen Augen ohne zu zögern. "Ich erfülle nur meine Pflicht, junger Herr."

Sein Grinsen kehrte zurück. "Ist das so?"

Damien hob eine Hand und winkte träge mit den Fingern.

"Komm her."

Elysia gehorchte ohne zu zögern, trat mit geübter Präzision vor, ihre Haltung gerade, ihr Gesichtsausdruck unlesbar.

Sie hatte keinen Grund, sich zu weigern.

Dennoch –

Ein leiser, nagender Gedanke in ihrem Hinterkopf flüsterte, dass sie hätte zögern sollen.

Sie blieb nur einen Schritt von ihm entfernt stehen, nah genug, um immer noch den anhaltenden Duft frischer Seife auf seiner Haut wahrzunehmen, zu sehen, wie sein feuchtes Haar leicht an seiner Stirn klebte.

Dann, ohne Vorwarnung, streckte er die Hand aus.

Mit den Fingerspitzen streifte er ihre Haut und hob ihr Kinn an, genau wie er es zuvor getan hatte.

"Wenn ich du wäre," sinnierte er, seine Stimme leise, sanft, "würde ich das auch verabscheuen."

Sein Daumen fuhr am Rand ihres Kiefers entlang, kaum spürbar, aber genug, um ihre Haut vor Bewusstsein kribbeln zu lassen.

"Aber keine Sorge." Sein Grinsen wurde breiter. "Bald werde ich dafür sorgen, dass es dir gefällt."

Elysias Augenbrauen runzelten sich leicht.

Was?

Sie verstand nicht, was er meinte, und versuchte es auch nicht.

Ihr Verstand arbeitete effizient, logisch, darauf trainiert, unnötige Gedanken zu verwerfen. Aber dennoch, etwas in seinen Worten – seinem Ton – fühlte sich falsch an.

Er sah ihre Verwirrung und lachte, schüttelte den Kopf, als wäre er von ihrem mangelnden Verständnis amüsiert.

"Du verstehst es vielleicht jetzt noch nicht," murmelte er, seine blauen Augen glänzten mit etwas Unlesbarem. "Aber du wirst es. Bald."

Ein langsames Zwinkern.

Lässig, neckend – doch durchdrungen von einer Gewissheit, die sie nicht ignorieren konnte.

"Mein kuudere Dienstmädchen."

Sie versteifte sich leicht bei dem unbekannten Begriff.

"Du hast ziemlich viel gelitten," fuhr er fort, seine Finger verließen endlich ihr Kinn. "Jetzt ist es an der Zeit, die Früchte deines Leidens zu ernten."

Ihre Lippen öffneten sich leicht, dann pressten sie sich wieder zu einer festen Linie zusammen.

"Ich habe nicht gelitten," erklärte sie, ihr Ton neutral, professionell. "Ich habe nur meine Pflicht getan."

Damien schüttelte nur den Kopf. "Erzähl dir das nur weiter, Elysia."

Er drehte sich dann um und ging mit leichtem Schritt an ihr vorbei, seine Bewegungen fließend, kontrolliert.

Kein Stolpern. Keine träge Nachlässigkeit.

Nur mühelose Zuversicht.

Er hielt kurz an der Tür inne und warf ihr einen letzten Blick zu.

"Wir sehen uns beim Abendessen."

Und dann, ohne ein weiteres Wort, trat er hinaus und ließ sie in der Stille seines Zimmers stehen.

Zum ersten Mal seit Jahren fand sich Elysia wie erstarrt wieder.

Nicht, weil sie verwirrt war.

Nicht, weil sie zögerte.

Sondern weil – zum ersten Mal – sie nicht wusste, was als nächstes zu erwarten war.